„Hast du je ein Cover für eines deiner Bücher entworfen oder es dir vorgestellt? Wenn ja, wie sieht es aus?“

Diese Montagsfrage paßt mir deshalb gut in den Kram, weil ich tatsächlich gerade im Moment mal wieder ein Cover für eins meiner Bücher entworfen habe. Dabei handelt es sich um den ersten Teil des Unsterblichen-Epos von 2007, den ich noch dieses Jahr im Selfpublishing veröffentlichen möchte, weil Verlage High Fantasy zur Zeit ja nicht mit der Kneifzange anfassen (selbst schuld).

Ich habe schon 2008 Cover für das Epos gebastelt, weil mein damaliger Kleinverlag das so wollte – leider wurden die nie genutzt. Ich habe aber sämtliche Dateien behalten und mich jetzt nochmal drangesetzt, um sie für die anstehende Veröffentlichung fertigzumachen. Da ich das Kind eines Grafikdesigners bin und als solches auch mit Apple und den nötigen Programmen aufgewachsen bin, ist es irgendwie eine Selbstverständlichkeit für mich, meine Buchcover selbst zu machen.

Und so sieht das Ganze aus:

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„Wie viele Notizbücher besitzt du und wofür benutzt du sie?“

Eine schöne Frage – und ich dachte, nur ich hätte so einen Spleen mit Notizbüchern! Ich weiß noch, wie ich vor über zehn Jahren das erste Mal vor Paperblanks gestanden habe und dachte: Ich muß sie haben … alle …

Nein, natürlich nicht. Dafür sind sie zu teuer. Das schönste sollte es sein. Es hat dann aber noch acht Jahre gedauert, bis ich mir wirklich eins gekauft habe.
Und einen Kalender und inzwischen ein zweites … ganz zu schweigen von der neuesten conceptum-Errungenschaft von der Frankfurter Buchmesse, dem Weihnachtsgeschenk meiner Agentur und den zig anderen Notizbüchern, die ich im Schrank habe.

In meinen Notizbüchern stehen ganze Weltenentwürfe, Charakterblätter, Plotlines, Rechercheergebnisse und, und, und. Ich hebe sie auch alle auf, denn es macht einfach einen Höllenspaß, sich nachträglich die eigenen geistigen Ergüsse nochmal anzusehen und dann festzustellen: Hey, das hattest du dir damals aber ganz schön gut überlegt …

„Wer ist dein absoluter Lieblingscharakter aus deinen Schreibprojekten?“

Man könnte meinen, diese Antwort wäre jetzt langweilig, denn standardmäßig sieht die bei mir so aus: „Na, mein aktueller Protagonist natürlich!“
Das ist auch tatsächlich immer so. Oder zumindest war es bisher so. Aber ich glaube inzwischen, daß mein absoluter Liebling meine Andrea ist, was ich an zwei Dingen festmachen kann:

1. Ich habe sie schon aus einem anderen Universum in meine Thriller-Reihe geklaut, weil ich sie so mochte.
2. 13 Thriller mit ihr sind nicht genug. Jetzt schreib ich schon wieder an einem.

Seit viereinhalb Jahren gibt es sie jetzt – ich habe noch nie soviel Schreibzeit mit einer Figur verbracht. Zwei, höchstens drei Jahre, dann hat sich das abgenutzt. Nicht so hier. Ich mag meine Profilerin, weil sie so ein harter Hund ist. Und trotzdem liebenswert.

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„Charaktere oder Plot? Was ist dir in deinen Geschichten wichtiger?“

Diese Frage wird oft gestellt und hat mich anfangs sehr verwirrt, da ich darüber noch nie nachgedacht habe. Was bringt meine Geschichte mehr voran – die Charaktere oder die Handlung?
 Doch unbewußt hatte ich die Antwort für mich längst gefunden: Wie so oft macht es der goldene Mittelweg!
In meinen Augen bringt es eine Handlung nicht weiter, wenn die Charaktere stärker sind und alles voranziehen. Umgekehrt ist es auch immer sehr unliebsam, wenn die Charaktere zum Spielball der Handlung werden und willenlos erscheinen.
 Die Kombination ist das Geheimnis: Die Charaktere sollten die Handlung vorantreiben – und ihrerseits auf die Handlung reagieren, in einem steten Wechselspiel. Ich denke, eine gute Geschichte kann nicht anders funktionieren als so. Wenn der Fokus auf einem der beiden Punkte liegt, ist das einfach nicht genug!

„Schreibst du chronologisch Szene für Szene?“

Ich schreibe am liebsten chronologisch – weil es einfacher ist. Und meist auch absolut sinnvoll, denn Geschichten und Charaktere entwickeln sich und es ist immer wieder schwierig, vorgegriffene Szenen später zu integrieren. Das gelingt selten ohne Nahtstelle. Entweder paßt der Anschluß nicht oder Figur oder Geschehen haben sich bis dahin geändert. Das fühlt sich dann nicht an wie aus einem Guß.

Manchmal kommt mir aber die Inspiration in die Quere und eine Szene drängt jetzt und sofort darauf, geschrieben zu werden. Auf diesen Ruf sollte ich immer unbedingt hören – denn Inspiration ist flüchtig und kommt nie wieder, wenn man sie nicht nutzt. Zumindest geht es mir so.

Es kann also gute Gründe geben, vorzugreifen und erst danach zu der späteren Szene aufzuschließen. Allerdings ist das, wie gesagt, meist nicht ganz einfach. Ich greife also wirklich nur vor, wenn ich muß.

Weihnachtsfrage: „Spielen Jahreszeiten und besondere Anlässe wie Weihnachten eine Rolle in deinen Manuskripten oder ignorierst du sie?“

Das kommt ganz aufs Genre an. In meinen Fantasyromanen war Weihnachten naturgemäß kein Thema, doch beim Thriller ist es das. Es hatte einen ganz besonderen Reiz, eine idyllisch-weihnachtliche Atmosphäre zu etablieren, die im krassen Gegensatz zu den Ereignissen steht, die charakteristisch für die Haupthandlung sind: Entführung, Mord und Tod.
Eine solche Atmosphäre bietet sich, wenn man sie erst einmal gestaltet hat, natürlich sehr an, genüßlich wieder eingerissen zu werden.

Ihr letztes Weihnachtsfest wäre beinahe sehr traurig geworden. Es war nur Sarahs Geistesgegenwart zu verdanken gewesen, daß sie nicht allein im Wohnheim zurückgeblieben war. Sarah hatte rechtzeitig vorher bei ihrer Familie gefragt, ob sie Andrea mitbringen könne und so ihr Weihnachtsfest halbwegs gerettet. Die fremden Traditionen hatten Andrea gefallen, denn Weihnachten war in England ein fröhliches, buntes Familienfest mit Papiergirlanden, Mistelzweigen und dem unvermeidlichen Plumpudding. Andrea war ziemlich sicher, daß man Engländer sein mußte, um den zu mögen.
Trotzdem war es für sie entsetzlich gewesen, ohne ihre Familie feiern zu müssen. Erst jetzt hatte sie diese Befürchtung nicht mehr, denn durch Gregory hatte sie wieder so etwas wie eine Familie. Er hatte ihr erzählt, daß in seiner Familie deutsche und englische Traditionen gemischt worden waren, was sie sehr freute.

Ich habe es mir nicht nehmen lassen, gerade Weihnachten als Wendepunkt für die Handlung zu wählen. Gerade noch hat Andrea fröhlich und ausgelassen mit der Familie gefeiert – und im nächsten Moment kippt die Stimmung in den Keller, da ein Serienmörder höchstpersönlich ihr ein makabres Geschenk vor die Tür gelegt hat.
So wichtig ist Weihnachten sonst nicht, aber in dem Fall konnte ich nicht widerstehen!

„Woran hast du 2013 gearbeitet?“

Als ich die Frage zuerst gelesen habe, dachte ich: Das war ja nicht viel. Aber das stimmt gar überhaupt nicht! 2013 habe ich:

– „God save the Queen“ beendet
– „Wer Sünde tut“ geschrieben
– „Der Moment des Todes“ geschrieben
– „Unter Freunden“ geschrieben

Die sind alle kurz und noch in der Roh-Roh-Roh-Fassung, da brauchen wir jetzt nicht weiter drüber zu reden.
Ich habe aber auch, auf Anregung meiner Agentur hin, begonnen, die Erzählperspektive der ganzen Reihe zu ändern und im Februar Teil 1 innerhalb von 12 Tagen komplett durch die Mangel gedreht und umgeschrieben.
Kurz danach habe ich „Scham oder Schuld“ noch umgeschrieben – andere Perspektive, anderes Ende.

Wenn ich das mal so betrachte, frage ich mich wirklich, wie ich zu der Schlußfolgerung gelangt bin, dieses Jahr hätte ich nicht viel geleistet. Bescheuerte Idee!

Und was habe ich für 2014 vor? Gute Frage. Das kommt darauf an, ob und was ein Verlag annimmt. Ich habe auch schon neue Ideen in der Pipeline. Aktuell überarbeite ich „Ihre innersten Dämonen“, was gar nicht so leicht ist wie anfangs vermutet – aber dazu morgen mehr …

„Überarbeitest du während des Schreibens oder erst danach?“

Schreiben und überarbeiten sind zwei völlig getrennte Paar Schuhe. Wenn ich schreibe, dann (er)lebe ich eine Geschichte, stelle sie mir vor, tauche ein und erzähle sie dann für den Leser. Wichtig ist, daß diese Geschichte funktioniert, daß sie realistisch und lebhaft ist, in sich geschlossen und logisch.
Bin ich mit dem Schreibprozeß, den man dann eher Erzählprozeß nennen sollte, fertig, mache ich die Geschichte zu und schaue sie mindestens sechs Wochen lang nicht mehr an.

Erst dann hat es für mich einen Sinn, sie zu überarbeiten, denn erst dann habe ich den nötigen Abstand, um sowohl inhaltliche Fehler zu sehen als auch stilistische Verfeinerungen vornehmen zu können. Versuche ich gleich beim Schreiben, alles in nobelpreisverdächtige Ausdrücke zu gießen, stehe ich mir nur selbst im Weg. Das sollte später kommen.

Es gibt nur eine einzige Ausnahme: Den, das die Geschichte nicht funktioniert. Wenn ich mittendrin merke, meine Handlung ist Unfug, hat es keinen Sinn, die fortzuführen. Dann wird erst überarbeitet und danach weitergeschrieben.
Aber das ist wirklich die Ausnahme.

„Wie wichtig ist das Setting in deinen Geschichten?“

In meinen Fantasygeschichten war das Setting nicht so wichtig, denn ich konnte es mir nach meinen Bedürfnissen selbst stricken. Anders ist es, seit ich Thriller schreibe.
Man hat mich schon oft gefragt, warum meine Thriller in England spielen – und es schon manchmal kritisiert. Manche Verlage hätten gern, daß ein deutscher Autor auch ein deutsches Setting nutzt. So, als wäre nur das glaubhaft.
Aber das stimmt nicht. Ich habe mich für England entschieden, weil in Deutschland einfach nicht die Profiling-Kultur existiert, die ich bräuchte; in England aber sehr wohl. Und außerdem: Wie klingt denn bitte CSI Oer-Erkenschwick? Es gibt einfach kein deutsches Setting, das mich reizen würde (obwohl ich im siebten Teil der Thriller-Reihe durchaus mal Gregorys deutsche Familie in Bielefeld besuche). Außerdem denke ich, daß den deutschen Leser ein fremdes Setting reizen dürfte!
England mag ich sehr, ich war auch schon oft dort. Die abgelegene, teils historische Stadt Norwich mit ihrem ländlichen Flair hat sich mir als Setting schon aufgedrängt, bevor ich dort war. Die Stadt bietet mir genau das, was ich für den Thriller gesucht habe. Natürlich muß man besser recherchieren, wenn man ein fremdes Setting wählt.
Daß das aber gut gelungen ist, habe ich im Folgejahr herausgefunden, als ich mir die Orte meines Geschehens persönlich angeschaut habe – und feststellen durfte: Ich habe den Nagel auf den Kopf getroffen.
Ohne dieses Setting wäre die Geschichte auch einfach nicht das, was sie ist …

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„Schreibst du lieber aus der Sicht von männlichen oder weiblichen Charakteren?“

Meist sind die Charaktere, aus deren Sicht ich schreibe, weiblich. Das liegt ganz einfach daran, daß ich selbst eine Frau bin und das natürlich sehr viel leichter zu gestalten ist. Aber je nachdem, welchen männlichen Charakter man hat, ist das gar nicht so anders – Spaß macht es auf alle Fälle. Es spornt mich an und fordert mich heraus.
Um das dann aber auch glaubhaft hinzubekommen, lasse ich immer meinen Mann drüberschauen oder frage ihn auch gerne im Vorfeld, ob diese oder jene Handlung oder Reaktion für einen Mann Sinn machen würde. Das ist mir sehr wichtig.
Eigentlich schreibe ich aus beiden Perspektiven sehr gern, aber nicht immer machen auch beide Sinn. Das entscheide ich ganz individuell.