Aller guten Dinge sind … 125!

Heute habe ich ein Tageswerk vollbracht. Ich habe die gefühlt 125. Überarbeitungsrunde abgeschlossen und bei der abschließenden Rechtschreibprüfung doch tatsächlich immer noch 12 Fehler entdeckt. Ich mag die Funktion des Gehirns, Flheer autoamicsih zu kroiregiern, überhaupt nicht.
War doch jetzt noch halbwegs lesbar, oder? Eben. Und dann soll man mal fehlende oder falsche Buchstaben in Worten finden! Vor allem im eigenen Text. Spitze!!
Deshalb braucht die Welt Betaleser. Genau deshalb.

Mein abschließendes Fazit ist durchweg positiv. Am Anfang bin ich manchmal nicht sicher gewesen, ob ich nicht vielleicht doch eine Komödie schreibe, weil Jack einfach immer so urkomische Dinge tut. Ich lache auch immer noch an denselben Stellen, was mir verrät, daß die wohl wirklich funktionieren.

Augenblicke später war Gregorys Bruder oben und spähte übertrieben neugierig durch die Wohnungstür. „Ah, there she is“, sagte er und grinste freundlich in meine Richtung. Ich war irritiert, daß er mich auf Englisch ansprach, begrüßte ihn dann aber genauso.
„Und, hast du sie schon flachgelegt?“ war das Erste, was er zu seinem Bruder sagte. Während Gregory die Augen verdrehte und leicht mit dem Kopf gegen die Tür schlug, bekam ich einen Lachanfall.
Dann bemerkte Jack seinen Fehler. Er fluchte derb und errötete vor Scham. „Verdammt, nein … Ist das peinlich!“

This is Jack. Wie er leibt und lebt. Jack braucht eine Schürze, wenn er Pommes macht und er begrüßt auch die deutsche Freundin seines Bruders gern auf Englisch, obwohl er ja selbst Deutsch kann. Er liebt es ganz allgemein, mit Köpper in Fett-Seen zu springen.

Aber die Sorge, daß es zu lustig ist, hatte sich dann bald erledigt. Meine Überarbeitung mit englandspezifischen Details hatte sich auch relativ früh erledigt – das war in dem Teil, wo noch alles schön und friedlich war. Beim Lesen habe ich aber deutlich gemerkt, wie bald die Stimmung kippte und besonders die Ergänzungen aus der letzten Überarbeitungsrunde tun ihr Übriges, um den Spannungsbogen richtig schön zu ziehen und deutlich zu machen, daß man unvermeidlich auf die Katastrophe zusteuert.
Ich weiß nicht, wie oft ich den Höhepunkt des Ganzen mittlerweile gelesen und überarbeitet habe, aber er zieht immer noch. Ich staune immer noch darüber, daß Andrea ganz ruhig bleibt, als sie dem Mann gegenübersteht, den sie so fürchtet wie nichts auf der Welt. (Ja, meine Charaktere tun grundsätzlich, was sie wollen.)

Ich stürzte mit meinen beiden kläglichen Waffen auf ihn zu, nicht wissend, was ich überhaupt tun sollte. Er nahm mir die Entscheidung ab, indem er mit dem Messer in der Hand einen Schritt auf mich zu machte und mir ganz geschickt die Klinge an die Kehle hielt, noch bevor ich ihn angreifen konnte.
„Laß das fallen“, befahl er mir. Ich tat es. Ich hatte seine Aufmerksamkeit. Greg störte ihn nicht mehr. Mein Herz raste. Erst jetzt wurde mir klar, was ich da heraufbeschworen hatte.

Das ist ja auch nur der ganz brave liebe kleine harmlose Anfang. Das wird noch schlimm. Und es ist durch meine Überarbeitungen nicht freundlicher geworden!

Jedenfalls bin ich jetzt zufrieden. In der Fassung könnte „Am Abgrund seiner Seele“ etwas taugen, um irgendwo vorgestellt und angeboten zu werden. Mit der Fassung, die ich im Dezember geschrieben habe, hat sie jedenfalls nicht mehr viel zu tun.

Jetzt ist auch wieder Zeit, um zu schreiben. Ich hecke da was aus, was mich schon eine Weile beschäftigt und was in „Knights of Truth“ zwar angesprochen wurde, aber eigentlich nur die Spitze des Eisbergs ist: Wie kommt Andrea eigentlich mit alldem zurecht?

Es ist Brainstorming-Zeit…

In der Hitze der Nacht II

Ich sitze hier bei weit geöffneten Fenstern (endlich unter 30 Grad!) und überarbeite noch. Es ist nämlich ganz schön hart, das in der Bruthitze zu versuchen, die uns in den letzten Tagen das Leben schwergemacht hat. Da war höchstens Fußballgucken drin.

Mir ist klar, daß es bei dieser Überarbeitung nicht bleiben wird. Ich habe die Stellen markiert, die ich nach dem Urlaub überarbeiten muß – vielleicht währenddessen, denn warum sollte ich den Laptop eigentlich nicht mitnehmen? Abends im Hotel läßt sich doch bestimmt hervorragend etwas schreiben. Ich weiß, sonst habe ich natürlich gar keine Probleme! 😉
Aber es gibt auch noch andere Dinge, wo ich nochmal ran muß. Sprachlich ist mir das Ganze immer noch zu einfach und auch inhaltlich ist es an manchen Stellen noch etwas oberflächlich.

Allerdings ist auch der Effekt eingetreten, den ich mir erhofft hatte: Die zuerst sorgfältig aufgebaute und kritisch beäugte Idylle, die mir viel zu lang erschien, wird fachgerecht demontiert und ins Gegenteil verkehrt. Erst darf Andrea sich verlieben und glücklich sein und dann zerstört der Serienmörder Stück für Stück ihr Leben, weil er ihr nachstellt und ihr den Schlaf raubt. Das klappt perfekt.
Wenigstens etwas, das ich selbst beurteilen kann. Beim Spannungsbogen hinkt das, denn ich als Autor weiß nun mal eben, wann der Killer um die Ecke kommt. Die Spannung kann ich wirklich nicht beurteilen.

Ich bin mit den Teilen nicht ganz zufrieden, die noch aus der ersten Fassung übriggeblieben sind. Vor allem denke ich, alles sei viel zu simpel, weil man schon ziemlich früh weiß, worauf alles hinausläuft. Allerdings macht das nichts, denn ich bin immer noch für ein paar Überraschungen gut und vielleicht ist ja auch gerade das Wissen um die Gefahr für meine Heldin das, was zum Weiterlesen zwingt.

Könnte das mal jemand außer mir beurteilen? 😉

Relikte aus der Vergangenheit

Ich habe heute etwas geschrieben. Eigentlich überarbeite ich ja, aber heute habe ich eine klitzekleine Szene hinzugefügt, und zwar mit dem Killer. Am Anfang der Geschichte gab es an einer Stelle mal keinen Wechsel zwischen seinen und Andreas Szenen und das hat mir überhaupt nicht gepaßt.

Das ist jetzt noch einer der netteren Parts aus dem Stück:

Es befriedigte ihn, zu wissen, daß ganz Norwich ihn fürchtete. Endlich besaß etwas in seinem Leben Bedeutung. Wenigstens das.
Er brauchte mehr davon. Unruhig saß er vor dem Computer und ging hastig die Fotos durch. Nicht passend. Er suchte nach ganz bestimmten Mädchen. Es mußte so sein.

Vorhin im Gespräch habe ich mich daran erinnert, daß es in der Ursprungsfassung der Geschichte, die noch als Fortsetzung von „2017“ konzipiert gewesen war, ein Mordopfer weniger gab. Caroline mußte nicht sterben.
Warum ich das geändert habe? Weil es absoluter Käse war, die Folgen zu beschreiben. Ich habe das komplett ausgefochten und auch in der umgeschriebenen ersten neuen Fassung, die „Am Abgrund seiner Seele“ als eigenständige Geschichte emanzipiert hat, stand das alles noch drin – wenn auch gekürzt.
Aber es ist irgendwie nicht so nett, zu beschreiben, wie es jemandem geht, den ein sadistischer Serienkiller beinahe in Stücke gerissen hat. Das an sich wäre nicht unbedingt das Problem, aber es war ein einziges Jammertal und paßte einfach nicht. Deshalb ist Caroline jetzt doch tot. Kein Jammertal mehr.
Manchmal trifft man doch rein pragmatische Entscheidungen: Könnte den Leser langweilen? Raus! 😉

Davon abgesehen habe ich die zweite Version des Prologs gefunden. Die im Moment aktuelle Fassung ist ziemlich harmlos. Ich beschreibe erst mal ausführlich das Sumpfgebiet der Broads um Norwich, um dann ein vom Baum fallendes Blatt auf die Reise zur ersten Wasserleiche zu schicken. Am Ende wird es dann ein bißchen morbide, aber okay. Das tut dem Leser nicht weh.

Version 2 tut dem Leser aber weh. Genau das beschäftigt mich nun gerade. Es geht um dasselbe Mordopfer – allerdings auch genau um den Mord. Ich beschreibe da ziemlich haarklein aus der Sicht des Killers, wie schön er es doch findet, jemanden zu erwürgen …
Da stehen dann auch so Sätze wie: Er merkte gar nicht, wie sie unter ihm starb, weil er es zu sehr genoß.

Jetzt überlege ich gerade, ob das als Schocker am Anfang schlecht oder gerade gut ist. Denn wer das nicht verkraftet, ist in der ganzen Geschichte falsch. Außerdem ist die aktuelle Fassung auch gut …
Schwierige Sache!

It’s correction time!

Wenn ich jetzt sagen würde: „mir ist warm“, würde ich wohl niemandem etwas Überraschendes erzählen. Allerdings ist es noch nicht so warm, daß ich hier Siesta halten müßte, weil ich nichts mehr machen könnte. Bis zur Klausurphase und vor allem zum Englandurlaub eine neue Geschichte ausdenken und schreiben ist ziemlich unsinnig, deshalb habe ich mich jetzt dazu entschieden, „Am Abgrund seiner Seele“ zu überarbeiten. Daß ich die Geschichte geschrieben habe, ist ein halbes Jahr her, deshalb kann man darüber jetzt mal nachdenken.
Ich packe den Sprachhammer aus und haue die Unebenheiten platt … könnte man sagen. Jetzt sehe ich die wenigstens. Es geht im Augenblick hauptsächlich um sprachliche Überarbeitung. Mal sehen, was ich inhaltlich noch ergänze, wenn ich erst mal am Ort des Geschehens war.
Ob ich zufrieden bin, weiß ich noch nicht so ganz. Die Geschichte hatte aber durchaus schon ihre Momente.

Genial fand ich heute das hier:

Das alles verhinderte jedoch nicht, daß sich dieselben Traumbilder in meinen Schlaf schlichen, die mich so oft quälten und das Gefühl wieder lebendig werden ließen, das ich empfunden hatte, als es geschehen war. Ich sah mich, wie ich zu Hause vor dem Fernseher saß und wartete. Es war bereits spät, mindestens zwei Uhr nachts. Ich hörte noch das Klingeln an der Haustür, sah mich aufstehen und die Haustür öffnen.
„Wir haben leider eine traurige Nachricht für Sie.“
Eine traurige Nachricht. Desaster traf es eher. Mein Leben war nicht mehr dasselbe, seit die beiden Polizeibeamten mir vom Tod meines Vaters und meines Bruders berichtet hatten. Meine Mutter war noch in der Nacht während der Notoperation gestorben. Meine ganze Familie war tot. Einfach so.
Christian war am nächsten Tag mit mir zum Unfallort gefahren. Das Wrack, das einmal das Auto meiner Eltern gewesen war, hatte man bereits abtransportiert, aber überall hatten noch Glassplitter und Metallteile gelegen. Auch vom Auto des anderen Fahrers war außer einigen kläglichen Überresten nichts mehr zu sehen gewesen. Der Baum mußte gefällt werden, hatte aber in diesem Moment, da er noch am Straßenrand gestanden hatte, deutliche Spuren des gewaltigen Aufpralls gezeigt.
Als ich vor den Scherben der Autoscheiben gestanden hatte, hatte ich auch auf die Scherben meines bisherigen Lebens geblickt. Dieser Gedanke dröhnte wieder in meinem Kopf, als ich mit Tränen in den Augen aus dem Schlaf hochschrak und erkennen mußte, daß es wirklich passiert war.

Am Ende der Einführungsszene wirkt das einfach richtig gut. Was ich auch sehr mag, sind die Einschübe dessen, was der Täter so treibt. Mir ist aber aufgefallen, daß das noch nicht graphic genug ist, deshalb habe ich da noch etwas ergänzt. Überhaupt ist auch der Perspektivenwechsel sehr gelungen, wobei ich jetzt am Anfang die Ich-Perspektive noch gar nicht sooo interessant finde … das kommt erst noch.
Gut gefallen hat mir auch, wie eine Täter-Szene und eine mit Andrea ineinandergreifen. Die Stelle hatte ich schon vergessen 😀

Aber es gibt auch lustige Momente:

Sarah, Angela und ich begleiteten die beiden nach draußen, um uns dort zu verabschieden.
„Also bis Mittwoch“, sagte ich mit einem Lächeln.
„Ich hole dich um siebzehn Uhr ab“, versprach Gregory.
„Wie, so lang willst du noch warten?“ lallte Jack auf Deutsch.
Gregory bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick. „Hast du etwa keine abgekriegt?“
„Ach, halt bloß die Klappe!“

Für heute muß das reichen … schließlich kommt gleich FlashForward 😉