Ende in Sicht

Viel überarbeiten tut auch nicht gut. Ich habe es jetzt so drin, keine überflüssigen Sachen hinzuschreiben, daß ich es wirklich nicht mehr tue. Irgendwie ist Teil 12 zwar fertig, aber recht kurz geraten. Wie finde ich das? Ich werde ihn mir später noch mal anschauen, ein paar Beschreibungen ergänzen, zusätzliche Ideen entwickeln.
Aber sonst bin ich eigentlich ganz zufrieden.

Es ist mal eine völlig andere Geschichte. Es geht nicht darum, einen aktiv handelnden Serienmörder zu schnappen und ihn davon abzuhalten, weitere Menschen zu töten. Diesmal geht es darum, einen Mörder zu schnappen, der schon längst nicht mehr aktiv ist, aber viele Menschen auf dem Gewissen hat. All die Jahre ist er einfach so davongekommen. Und er hat wirklich abscheuliche Verbrechen begangen (ob ich davon mal eins mit reinnehmen sollte? Ich weiß ja nicht.).

Es gab in solchen Fällen nie einen Gewinner. Und trotzdem zweifelte Andrea nicht mehr an ihrem Beruf. Sie tat damit etwas Gutes, erreichte viel. Sie hatte nie empfunden, daß ihre Arbeit sinnlos war, weil sie erst nach einer begangenen Tat zum Einsatz kam. Für sie zählten all die Taten, die sie danach noch verhindern konnte. Schlimme Verbrechen im Vorfeld zu verhindern, war leider nur selten möglich.

Ich lasse es jetzt erst mal ruhen und schaue mir Teil 11 wieder an. Außerdem müßte ich noch Teil 9 zuende überarbeiten, ganz zu schweigen von allem, was es da sonst noch so gibt … viel zu tun also! Und nebenbei läuft ja auch das Agenturlektorat des ersten Teils.
Ich freue mich auf alles, was da noch kommt!

Letzter Satz: Jeder hatte verstanden, welchen Schmerz Sienna empfunden haben mußte.

Das Monster von Cheshire

Wäre doch auch gar kein schlechter Titel, oder? Jedenfalls haben meine Profiler ihren gerade gefundenen Serienmörder jetzt so getauft, nachdem sie bei ihm im Schrank Fotos gefunden haben.
Unschöne Fotos.

Mit eiskalten, zitternden Fingern wollte Andrea danach greifen, doch Gordon hielt ihre Hand fest. „Ich hole Handschuhe bei James.“
„Okay“, wisperte Andrea atemlos. Sie wollte trotzdem nicht abwarten, zog den Ärmel ihres Pullovers über ihre Fingerspitzen und drehte das Foto vorsichtig um.
Es zeigte ein Datum vor zehn Jahren. Damit wußte Andrea, daß es sich um Angela Lambert und Martin Cook handelte – das junge Pärchen, das Carson zum Opfer gefallen war.
Carson hatte Angela vor Martins Augen sadistisch gequält und beide dann sterben lassen. Unter Martin und neben Angela erstreckte sich ein wahrer See aus Blut.
Er war ein Tier. Ein Monster. Andrea zitterte am ganzen Leib und fühlte sich kaum noch. Ihr war eiskalt. Eine Träne löste sich aus ihrem Auge und fiel auf die Tischplatte.

Im Moment geht es wirklich drunter und drüber. Andrea hatte zwischendurch schon große Lust, sich zu betrinken, außerdem wären sie fast erst gar nicht bis zum Haus des Mörders vorgedrungen, weil zuviel Schnee liegt und ich habe auch noch einiges in der Folge mit ihnen vor. Die Geschichte ist noch nicht zuende. Dabei bin ich schon ziemlich weit gekommen …

Übrigens gibt es heute mal nicht den letzten Satz für heute, sondern die ersten.

Jeder andere Mensch hätte sich in diesem Moment ein alkoholisches Getränk bestellt. Vielleicht auch drei.

Krisen und Hoffnungen

Inspiration ist ein gemeines Wesen. So unberechenbar.
Da arbeitet man wochenlang auf eine bestimmte Szene hin und wenn es dann endlich soweit ist, fühlt man sich plötzlich nicht mehr in der Lage, sie auch wirklich aufzuschreiben.
Ob das eine Frage der gesteigerten Erwartungshaltung ist? Gut möglich. Ich habe jedenfalls den Stier bei den Hörnern gepackt und es trotzdem hingeschrieben. Morgen muß ich dann mal sehen, ob es auch gut geworden ist.
Dabei ging es nicht um diese Szene, aber die ist auch wichtig:

Sienna vergaß fast zu atmen. „Hat er noch lang gelebt?“
„Nein. Der Schock und der Schmerz waren zu groß, als …“
„Nein!“ schrie Sienna und hielt ihm abwehrend die Hand entgegen. „Nein. Sagen Sie es nicht.“
„Warum nicht?“ fragte Carson. „Sie wollen doch sonst immer alles so genau wissen.“
„Aber nicht das“, sagte Sienna. „Ich muß nur wissen, ob er lange leiden mußte.“
Carson kniff die Augen zusammen. Er musterte Sienna genau, warf einen Blick auf Billys Foto und schloß die Augen. Dann sah er sie wieder an.
„Ich hätte wissen müssen, wie einfach es ist“, sagte er. „Du bist die Schwester, nicht wahr?“
Sienna starrte ihn an. „Der Junge hieß Billy Bower. Mein Name ist Sienna Bower, wenn Sie sich erinnern.“
Ein breites Grinsen stahl sich auf Carsons Gesicht. „Natürlich. Heute sind Sie fünfundzwanzig. Das paßt.“ Er begann, hysterisch zu kichern.

Das Gespräch nimmt kein gutes Ende. Sienna erleidet beinahe einen Zusammenbruch und das Verhör wird abgebrochen. Zwar wollte sie immer wissen, wie ihr Bruder gestorben ist, aber die grausame Wahrheit wirklich zu hören, belastet sie doch sehr.
Gleich muß ich mich erst mal hinsetzen und noch den Rest der Geschichte plotten, viel kommt ja nicht mehr …

Letzter Satz für heute: Sie wußte nur, daß es sich nicht unangenehm angefühlt hatte.

Im Angesicht eines Mörders

Im Moment zeichne ich nicht nur fleißig, ich schreibe auch sehr fleißig. Wenn man mir einen ganzen Tag Zeit gibt und mich einfach nur in Ruhe läßt, schaffe ich mühelos fünfeinhalbtausend Wörter. Es würde auch noch mehr gehen, aber morgen will ich ja auch noch etwas zu tun haben …
Aber erst mal gibt es hier eine Zeichnung von Andreas inzwischen dreizehnjähriger Tochter Julie – mit Hund.

julie13

Ich denke über eine Umbenennung dieses Teils nach, irgendwas à la „Anatomie eines Vebrechens“. Nur, daß es diesmal mehrere sind.
Ziemlich viele sogar.
Auch diesmal betreibe ich wieder kein Whodunit, sondern es ist schon bei ungefähr 30 000 Wörtern klar, wer es war. Aber dann kommt die besagte Anatomie des Verbrechens und man will herausfinden, was da eigentlich gelaufen ist und wieviele Menschen der Mann nun wirklich auf dem Gewissen hat.

„Es ist jetzt neunundzwanzig Jahre her, daß er das erste Mal stundenlang in diesem Keller geblieben ist. Ich habe ihn gefragt, was er dort tut, aber er wollte es mir nicht sagen. Er ist wütend geworden, hat mich geschlagen und angebrüllt. Danach habe ich nicht mehr gewagt, ihn zu fragen, ob es Schreie sind, die ich da gehört habe.“
Andrea zog unwillkürlich die Schultern hoch. Sienna neben ihr war zu Stein geworden und James vergaß mitunter, zu atmen.
„Irgendwie erschien mir das undenkbar. Ich hatte ja auch keine Beweise. Zwei Tage später war es vorbei. Ich habe ihn wieder gefragt, was da los war, und wieder ist er ausgerastet. Er hat mich so grün und blau geschlagen, daß ich mich zwei Wochen lang nicht getraut habe, das Haus zu verlassen“, fuhr Marybeth fort. „Von da an habe ich nie wieder gefragt.“
„Kann ich verstehen“, sagte Andrea. Sie war nicht überrascht.
„Aber es ist immer wieder passiert. Jedes Jahr oder alle zwei Jahre. Da ist er tagelang in den Keller gegangen und hinterher war ich mir sicher, daß es Schreie waren, die ich da gehört habe.“
„Haben Sie eine Vorstellung davon, was er getan hat?“ fragte Andrea.
„Nein. Ich weiß es nicht. Ich hatte bis gestern vermutet, es seien junge Frauen gewesen, die er dort vergewaltigt und getötet hat. Ich war überrascht, zu hören, daß auch Männer und Jungen unter den Opfern waren.“

Es geht also zur Sache. Die Profiler werden mit etwas konfrontiert, von dem zumindest Andrea sagt, daß sie so etwas noch nie gesehen hat. Und sie können von Glück sagen, daß der Mörder nicht mehr dazu in der Lage ist, irgendjemandem etwas zu tun …
Außer von seinen Taten zu erzählen. Und das wird er tun.

Letzter Satz für heute: Zu Tode erschrocken fuhr Andrea herum und blickte in das Gesicht einer Frau, die den Glauben an die Welt verlor.

Gleich und gleich …

4439. Wenn man mich in Ruhe läßt, schaffe ich ganz bequem ein Tagespensum – deshalb heißt das ja auch so – und setzte gleich noch eine Zeichnung obendrauf. Und das alles im neuen zwölften Teil, dem ich jetzt auch schon spontan einen Arbeitstitel verpaßt habe: Der Moment des Todes.
Warum, wird später aufgelöst …

Ich habe auch letzte Woche geschrieben, so daß ich schon auf gut 20 000 Wörter für diese Geschichte komme. Einen Todesfall in der Familie gab es auch schon: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Aber Andrea gönnt sich keine Zeit zum Trauern, sondern bricht mit Kollegin Sienna nach Cheshire auf, um zu versuchen, den Mord an ihrem Bruder aufzuklären. Sienna war erst sieben Jahre alt, als Billy getötet wurde und gibt sich die Schuld dafür, daß er entführt werden konnte. Allerdings stellen die beiden schon bei ihren ersten Nachforschungen fest, daß es sich dabei um keinen Einzelfall handelt. Rund um die walisische Grenze gab es über die Jahre weitere, ganz verschiedene Todesopfer, deren Leichen verbrannt wurden.
Also fahren sie hin, um persönlich nachzuforschen. Dafür ist Sienna Andrea unglaublich dankbar. Aber für Andrea ist es selbstverständlich, denn Sienna erinnert Andrea sehr an sich selbst.

„Geh du mal mit deiner Kollegin. Sie ist wirklich nett. Ich hoffe, ihr findet den Kerl, der ihren Bruder ermordet hat.“
Andrea nickte. „Das hoffe ich auch. Ich meine, wer tötet bitte einen Fünfjährigen? Und dann sind da ja auch noch andere Fälle. Irgendwie habe ich ein ganz dummes Gefühl bei der Sache.“
„Wieso?“
„Ich glaube, wir sind da auf etwas Großes gestoßen. Allein die ganzen ähnlichen Fälle … ein Zusammenhang ist da nicht wirklich von der Hand zu weisen. Und wenn es den wirklich gibt …“
Gregory nickte wissend. „Ich finde es toll, daß du ihr hilfst.“
„Ich muß. Sie erinnert mich so an mich selbst, verstehst du? Sie ist genau wie ich damals. Sie ist einsam, verbissen und ehrgeizig. Und sie ist getrieben. Ich kann das so gut nachfühlen, verstehst du? Ich muß ihr einfach helfen!“

Ich hatte dann große Lust, Sienna auch einmal zu zeichnen. Hier ist das Ergebnis:

sienna

Das trifft es schon ganz gut. Und ich muß echt die Finger still halten und nicht viel zu früh alles verraten, was ich noch vor habe …