In mancherlei Hinsicht eine Premiere …

Man kann nicht immer nur überarbeiten, deshalb habe ich heute begonnen, an meinem neuen Projekt zu schreiben. „In einem anderen Leben“ ist ein Jugenddrama, dessen Entwurf meine Agentur vielversprechend fand und deshalb spucke ich da jetzt fleißig in die Hände.
Ich bin gespannt, wie das wird, denn üblicherweise reicht mir eine Prämisse, um mit dem Schreiben zu beginnen. Eine Grundidee, der Plot für die erste Hälfte – völlig ausreichend. Aber jetzt geht das nicht, denn ich brauche ein vollständiges Expose und muß jetzt schon wissen, was am Ende herauskommen wird.
Mal sehen, ob ich mich auch wirklich an meinen Plan halte …

Die 15jährige Tina traut sich nicht mehr vor die Tür, geschweige denn in die Schule, seit ihr Bruder Tom 18 Schüler und zwei Lehrer an seinem Gymnasium erschossen hat. Tina versteht nicht, wie es dazu kommen konnte und bringt es auch nicht fertig, ihren Bruder zu hassen.
Bei einem Besuch seines Grabes kommt es zu einer besonderen Begegnung: Tina begegnet Anja, die bei dem Massaker ihren Freund Micha verloren hat und selbst schwer verletzt wurde. Dann passiert etwas Erstaunliches: Die beiden werden Freundinnen …

Die allgemeine Reaktion auf diesen Plot lautete bisher: Da hast du dir aber was vorgenommen!
Wieso? Nur Konflikte sind etwas, das sich zu erzählen lohnt. Wenn alles schön ist und nichts passiert, schlafen mir jedenfalls die Füße ein – und zwar gründlich. Ich muß zwar gestehen, daß es nicht ganz einfach ist, sich in einen Jugendroman einzudenken, aber das Thema schreckt mich da nicht wirklich. Ist doch eine tolle Herausforderung!
Ich bin gespannt, was dabei herauskommt. In dem Bereich gibt es jedenfalls noch nicht viel.

Im Augenblick arbeite ich nun am Anfang, der ungefähr die Länge einer handelsüblichen Leseprobe erreichen soll. Das stelle ich dann meiner Agentur vor und warte mal ab, ob sie dann immer noch so begeistert von dem Stoff sind 😉
Die wesentliche Frage des heutigen Tages war jedenfalls: Wie brutal darf ein Jugendbuch sein?

Mareike neben ihr stöhnte, ihr Atem ging flach. Anja stockte der Atem, als Tom erneut schoß. Wen es getroffen hatte, sah Anja erst, als sie Miriam in Todesangst kreischen hörte. Ihre Sitznachbarin Viola lag tot am Boden. Dann schoß Tom erneut in Mareikes Richtung.
Er senkte die Waffe und ließ seine Blicke schweifen. Dann verließ er wortlos und seltsam teilnahmslos den Raum. Wie gelähmt beobachtete Anja ihn dabei und sah im Augenwinkel, wie Micha zu krampfen begann. Seine Zähne klapperten. Anja wollte ihn packen und festhalten, doch ihr Arm gehorchte nicht. Der Ärmel ihres Pullovers war zerfetzt, überall war Blut. In ihrem Kopf dröhnte es vor Schmerz und Angst. Ihr Arm brannte fürchterlich.
Tom war fort. Schluchzend und weinend saßen die Schüler unter den Tischen, manche unverletzt, manche blutend. Als Anja wieder zu Mareike blickte, erkannte sie, daß ihre Freundin tot war.

Sollte doch passen, hoffe ich. Mal sehen.
Morgen geht’s weiter.