Fanatismus verstehen

Ich schreibe nun wieder an Teil 11 weiter. Ein Brainstorming hat kürzlich den Knoten platzen lassen. Was jetzt aber nicht heißt, daß ich mich neuerdings besser mit religiösem Eifer identifizieren könnte. Meine beiden christlichen Fanatikerinnen sind mir immer noch sehr fremd.
So war das bei den Planungen aber nicht gedacht!! Ich gucke mir sowas als Film immer gern an und ich lese es auch gern, aber selbst kann ich mich da nicht reindenken. Geht einfach nicht. Ich habe es heute stundenlang versucht und knapp 2000 mickrige Wörter sind dabei rausgekommen. That’s it.

Sie ging schnell und nervös, aber erstaunlich präzise vor und rechnete mit nichts, als ihre Begleiterin plötzlich stöhnend in die Knie ging und die Hände hob. Die andere zuckte zusammen und sah sie fragend durch den Regen hinweg an.
„Es ist ein Wunder!“ sagte die am Boden kniende Frau ergriffen. „Es ist ein Wunder!“
„Was?“ fragte die andere und blickte sich nervös um.
„Auf einmal wurde alles hell! Alles war so hell und leuchtete und da war eine Stimme!“
„Eine Stimme?“ Die andere konnte es kaum glauben.
„Ja, eine Stimme! Wie die Stimme Gottes …“ Die Frau klang verzaubert.

Ist noch ausbaufähig, würde ich sagen. Ich komme ja auch besser voran. Ein Silberstreif am Horizont … nur vorhin hat mich die Motivation verlassen (wenn man jetzt mal davon ausgeht, daß sie heute überhaupt je da war, aber das bezweifle ich noch). Irgendwie doof, wenn man einen ganzen Tag Zeit hat und nicht entsprechend viel Text produzieren kann.
Aber mal abwarten, wie das weitergeht … vielleicht hab ich ja morgen eine Idee, wie es zur Festnahme kommt und wie Andrea die sture Nonne endlich knackt.

Letzter Satz für heute: Andrea nickte. „Ja, das sollten wir tun. Und dann müssen wir sehen, daß wir Patricia Dowell und Schwester Charlotte das Handwerk legen!“

Im Flow

Ein Psychologe mit dem tollen Namen Mihaly Csikszentmihalyi (sprich: tschick tschen mihäli) hat ein Konzept begründet, das mich immer dann begleitet, wenn es gut läuft: den Flow. Das bezeichnet den idealen Zustand, den man bei der Bearbeitung einer Aufgabe erreichen kann – man fühlt sich leicht gefordert und der Anforderung aber sehr gewachsen.
Wenn ich im Flow bin, schaffe ich mein Tagespensum spielend. Dabei habe ich verschiedene Schauplätze besucht: Andrea hat bei der Arbeit fleißig die Polizisten der Londoner Metropolitan Police unterstützt und kümmert sich im Privaten sowohl um ihre Familie als auch um ihre Verwandtschaft.
Dabei hat sie wieder viel Spaß mit ihrer heranwachsenden Tochter.

An diesem Tag fuhr Andrea etwas früher nach Hause, denn sie mußten auch noch die zweistündige Bahnfahrt einkalkulieren und wollten vor Beginn von Jacks Party in Norwich sein.
Sie war bereits damit beschäftigt, die Taschen zu packen, als erst Gregory und kurz darauf auch Julie zu Hause eintrafen.
„Ich habe keinen Bock“, sagte Julie, während sie nach oben stapfte, um ihre letzten Sachen einzupacken.
„Du magst deine Kusine doch“, rief Andrea ihr hinterher.
„Die ist aber noch so klein!“
Fragend runzelte Andrea die Stirn. Emma war vier Jahre jünger als Julie, das war nicht so viel. Dann korrigierte sie sich in Gedanken und kam zu dem Schluß, daß vier Jahre in diesem Alter doch einen großen Unterschied machten. Die neunjährige Emma spielte noch mit Puppen, während Julie schon zum ersten Mal verliebt war.
„Außerdem habe ich keinen Bock auf Robbie“, rief Julie von oben herunter.

So ist das nun mal mit Teenagern. Jedenfalls fand ich es sehr wichtig, daß meine Helden, die ja nun in London leben, sich auch mal wieder in Norwich blicken lassen, und Jack hat praktischerweise gerade Geburtstag. Geht ja nicht, daß mein Lieblingsknallkopf überhaupt nicht vorkommt!

Übrigens kann ich auch stolz verkünden: Teil 11 hat endlich einen Arbeitstitel. Er lautet „Wer Sünde tut“. Nein, das ist natürlich gar keine Anspielung!

Letzter Satz für heute: Sarah nickte, ohne etwas zu erwidern.

Ideen! Rette mich wer kann!

Seltsamerweise habe ich heute ewig dafür gebraucht, um überhaupt erst mal mit dem Schreiben anzufangen. Dann ging es aber plötzlich alles ganz schnell und ich habe in kurzer Zeit viel Text zusammenbekommen.
Warum das alles? Weil ich schon wieder von Blitzideen verfolgt werde. Ich hatte heute spontan eine Idee für den kompletten Nachfolgerteil und dann auch noch entsprechend große Lust, den am liebsten gleich zu schreiben. Jetzt habe ich mich aber doch diszipliniert und mache ganz brav bei Teil 11 weiter.
Da gibt es jetzt eine neue Leiche.

Eigentlich lag ihr Sommerurlaub noch gar nicht so lang zurück, aber sie hätte erneut Urlaub brauchen können. Dringend. Nicht mehr lange bis zu Julies nächster Mathearbeit, außerdem hatte sie noch diverse Gutachten zu bearbeiten und mußte weitere Hilfegesuche ablehnen.
Als das Telefon klingelte, verdrehte Andrea die Augen und ging trotzdem dran. „Thornton.“
„DI Morris hier. Wie geht es Ihnen?“
„Oh, Sie sind es! Mir geht es gut. Schön, wieder von Ihnen zu hören!“
„Tja, das sagen Sie jetzt. Ich habe Arbeit für sie. Wir haben eine weitere Leiche, der ein Auge fehlt.“
„Ist nicht wahr“, sagte Andrea erstaunt.

Und schon haben die beiden wieder alle Hände voll zu tun. Wenn sie wüßten, mit welchem Serienmörder sie es da zu tun haben! Gordon und Sienna mischen auch noch fleißig mit. Sienna ist es auch, die in Teil 12 die entscheidende Rolle spielen wird, denn es geht um ihre Vergangenheit.
Das wird grandios. Da wird es auch um einen ganz speziellen Serienmörder gehen …

Letzter Satz für heute: „Wir müssen jetzt den gemeinsamen Nenner finden.“

Ein Problem kommt selten allein

Gestern war ich so fleißig beim Schreiben, daß ich danach mal wieder keine Lust mehr hatte, zu bloggen. Zustände sind das! Heute bessere ich mich … Und davon, daß die Geschichte noch gar keinen Titel hat, will ich erst gar nicht anfangen.
Dafür liegt sie aber schon bei gut 22 000 Wörtern. Dabei springe ich immer wieder zwischen Andreas chaotischem Familienleben und ihren Ermittlungen, die gerade etwas ins Stocken geraten sind. Das kommt auch bei schönen Täterprofilen vor, hat sie dem Inspector gesagt. Was ihm in diesem Moment auch nicht hilft.
Parallel gelangt Andrea immer mehr zu der Überzeugung, daß Julie ein echtes Matheproblem hat, aber das hat sie bislang weder ihr noch Gregory gesagt. Der soll ja schließlich nicht wieder einen Herzanfall bekommen und die Rolle des sehr besorgten Vaters füllt er überaus gut aus …
Ein Umstand, der Andrea durchaus Sorgen bereitet.

Andrea wußte nicht, was sie denken sollte. Sie war auf unaussprechliche Weise froh, daß sie instinktiv entspannt reagiert hatte und ohne Vorhaltungen auskam. Sie hörte Julie zu, sie glaubte ihr – aber sie hatte Greg auch das Wissen um solche Teilleistungsstörungen voraus. Nur wußte sie nicht, ob sie das nun gut oder schlecht finden sollte. Sollte das wirklich Julies Problem sein, hatte es wenigstens einen Namen und konnte behandelt werden. Aber ein Problem war es trotzdem. Julie war schon in der achten Klasse und wenn es wirklich so war, daß sie seit ihrer Einschulung dem vermittelten Stoff in Mathematik hinterherhinkte …

Wieder einmal muß Andrea sich um mehrere Probleme gleichzeitig kümmern. Und ihre junge Kollegin, die ein Geheimnis hat, spielt in dieser Konstellation noch überhaupt keine Rolle.
Mal sehen, wann die ihre Bombe platzen läßt und wie es überhaupt weitergeht – ich bin mal wieder schneller als mein Plot!

Letzter Satz für heute: Seufzend griff sie wieder zu den Büchern, die sie ausgeliehen hatte.

PS: Teil 1 der Thriller-Reihe geht Anfang der Woche bei der London Book Fair auf große Tour! Man darf gespannt sein …

Fragen über Fragen

Ich bin fleißig und zufrieden. Teil 11 steht schon bei 16 200 Wörtern, wozu ich heute rund 2 000 beigetragen habe. Weiter geht es jetzt erst mal nicht, weil ich eine genauere Marschroute brauche. So, wie sich mir spontan eine neue Figur aufgedrängt hat, hatte ich auch eine spannende Idee, was mit dieser Figur passieren kann. Allerdings ist die Idee so toll, da könnte man glatt eine eigene Story draus machen.
Es geht um Sienna, das neueste Mitglied in Andreas Profiler-Team. Eine junge, engagierte und kluge Frau, die jedoch ein Geheimnis hat.

In diesem Moment wurde ihr beinahe schmerzhaft bewußt, wie sehr Sienna sie an sich selbst erinnerte. Sienna war sogar im gleichen Alter wie sie damals. Eine junge Uni-Absolventin, die parallel zu ihrem Masterstudium die Profiling-Fortbildung durchlaufen hatte. Sie kam aus Bristol und lebte, soweit Andrea wußte, ganz allein in London.
Und irgendetwas verheimlichte sie.
Erneut fühlte sie sich an Joshua erinnert. So, wie sie jetzt Sienna ansah, hatte er seinerzeit sie angesehen. Er hatte immer gewußt, daß etwas bei ihr nicht stimmte. Das hatte ihn aber nicht davon abgehalten, trotzdem an sie zu glauben, und so wollte Andrea es auch bei Sienna halten.

Sienna unterstützt Andrea und Gordon bei den Ermittlungsarbeiten für die Polizei. Warum hat man einen Lehrer ermordet in der Themse gefunden und das mit nur einem Auge? Das gilt es nun für die Profiler, herauszufinden. Aber noch sind sie auf dem Holzweg. Sie haben noch keine Vorstellung davon, warum dem Toten ein Auge entfernt wurde. Sie wissen nur, daß es nichts mit dem zu tun hat, warum manche Täter Augen entfernen.
Sie werden sich noch wundern!

Letzter Satz für heute: Andrea lächelte verhalten. „Wir wollen mal sehen.“

Was Hänschen nicht lernt …

Jetzt hab ich öfter geschrieben als gebloggt, welch ein Frevel in der Rubrik „Tageswerk“ … Das kommt davon, wenn Schreiben mal wieder schöner ist als Bloggen.
Das Schönste ist überraschenderweise, Julies Pubertätswirren zu beschreiben. Schöner als der eigentliche Fall! Das ist wirklich witzig. Daß ich ein anstrengender Teenie war, ist zwar zum Glück schon mein halbes Leben her, aber ich erinnere mich noch gut.
Jetzt muß ich mich wirklich zusammenreißen, um keine Pubertätskomödie draus zu machen, sondern beim Profiling-Thriller zu bleiben.

Dabei habe ich mich zum allerersten Mal und ganz bewußt dazu entschlossen, sogar autobiographisch zu werden. Zu den Wirren, die man als Jugendlicher üblicherweise so hat, habe ich Julie ein besonderes Problem angedichtet: eine Rechenschwäche. Es fällt mir nämlich leicht, mich daran zu erinnern, welche Matheprobleme ich in dem Alter hatte. Es ist ja durchaus möglich, schulisch ziemlich weit zu kommen, ohne daß jemand merkt, daß man eigentlich gar nicht rechnen kann. Dyskalkulie ist eben nicht so bekannt wie Legasthenie. Dabei passiert den meisten Betroffenen eine bestimmte Art von Fehlern.

Sie hatte 14 minus 8 falsch berechnet. Da stand 7. Andrea fragte sich, wie das zustande gekommen war. Als nächstes stolperte sie über einen Fehler, der aussah wie ein Abschreibfehler. Julie hatte vollkommen sinnbefreite Fehler in einem linearen Gleichungssystem gemacht. Sie hatte versucht, eine Rechenoperation auf einer Seite zu eliminieren und die Zahl auf der linken Seite fortan auch weggelassen, aber nicht berücksichtigt, daß sie dieselbe Operation auf der anderen Seite auch hätte durchführen müssen. Im Endergebnis war natürlich ab dieser Stelle die ganze Aufgabe falsch.
So zog es sich durch. Stirnrunzelnd griff Andrea nach Julies Rechenblock und schaute sich die Hausaufgaben ihrer Tochter an.
Dieselben Fehler. Und andere. Kopfschüttelnd stellte Andrea fest, daß Julie anstatt zu quadrieren nur mal zwei gerechnet hatte.

Und interessanterweise schafft man es tatsächlich, sich mit solchen nichtvorhandenen Fähigkeiten bis zum Abitur durchzuschlagen. Ein Schicksal, das Julie erspart bleiben wird, denn Andrea ist bereits auf dem richtigen Weg mit ihren Vermutungen. Und nicht weit entfernt von allerhand Selbstvorwürfen.
Ein schönes Gefühl jedenfalls, ein Tagespensum von gut 4100 Wörtern geschafft zu haben!

Letzter Satz für heute: „Ja, ich weiß. Und was ich mit dreizehn am schlimmsten fand, ist diese Aussage!“ sagte Andrea lachend.

Ideenflash!

Das liebe ich. Ostermontagmorgen lag ich faul im Bett, leidend unter der Umstellung zur Sommerzeit (abschaffen!) und wurde überfallen – von einer Idee.
Seit Wochen brüte ich vor mich hin und überlege, was ich denn schreiben könnte. Erst wollte ich einen langgehegten Plan in die Tat umsetzen und etwas völlig Neues schreiben – nur um irgendwie festzustellen, daß ich nicht ohne meine Heldin Andrea kann.
Die Lösung? Ganz einfach: Andrea braucht einen neuen Fall!

Zwei Jahre nach ihrer Terroristenjagd in Norwich und London ist sie mit Greg und Julie nach London gezogen, denn sie leitet nun das Profilerteam am College. Als hätte sie damit nicht genug zu tun, muß sie sich mit ihrer pubertierenden dreizehnjährigen Tochter herumschlagen und bekommt dann auch noch einen Fall auf den Tisch, der es in sich hat. Es gibt einen Toten, dem ein Auge entfernt wurde. Die Polizei ist alarmiert und schaltet gleich die Profiler ein. Allerdings ist es nicht Andrea, die den religiösen Hintergrund der Tat (und der folgenden) erkennt.

Plotine entworfen: gestern.
Die ersten 1500 Wörter geschrieben: gestern.
Heute habe ich an der Stelle weitergemacht und muß sagen, es macht wirklich Spaß, den Zoff zwischen einem pubertären Gör und ihren Eltern zu beschreiben. Ich erinnere mich! Nur, daß ich das selbst damals nicht so lustig fand …