„Was denkst du über Word Wars bzw. dem schnellen Schreiben von viel Text in wenig Zeit?“

Ich schreibe seit der Grundschulzeit und habe das meistens allein getan – in jeder freien Minute. Über die Jahre hinweg habe ich festgestellt, daß ich rund 4000 Wörter am Tag schaffen kann, ohne daß die Qualität leidet. Das war alles noch vor Zeiten des Internets oder Battles und lange bevor ich von Dingen wie dem aktuell stattfindenden Nanowrimo wußte.
Als ich mich dann mit anderen Autoren ausgetauscht habe, war ich überrascht, festzustellen, daß meine 4000 Wörter alles andere als durchschnittlich sind – wie ich jetzt weiß, ist das eher viel für ein Tagespensum. Insofern könnte man mich wohl zu den Schreibern zählen, die schnell viel in wenig Zeit schaffen (1000 Wörter in einer Stunde? Kein Ding.).
Das mache ich aber nicht, weil ich irgendwelche Rekorde brechen oder mich mit jemandem messen möchte. Und, wie gesagt, ich schreibe deshalb auch keinen Schrott. Ich bin zwar niemand, der schon während des Schreibens darüber sinniert, ob man das nicht schöner schreiben könnte. Für sowas ist das spätere Editieren da. Ich lasse mich davon beim Schreiben absolut nicht aufhalten.
Insofern hab ich zum schnellen Schreiben irgendwie keine besondere Meinung – ich tue es einfach …

„Schreibst du immer nur an einem Projekt oder an mehreren parallel?“

Montagsfrage folgt auf Montagsfrage … und diese finde ich wieder besonders interessant, denn ich habe sie in dem gerade zuvor erwähnten Autorenforum auch bereits gestellt. Dort hatte ich den Eindruck, daß viele andere Autoren es schaffen, an mehreren Geschichten gleichzeitig zu arbeiten.
Ich kann das nicht. Ich muß meine Ideen schön linear abarbeiten und ich werde schon nervös, wenn mich beim Schreiben einer Geschichte die Idee für eine andere Geschichte anspringt. Dann muß ich mich entscheiden, was ich denn nun wirklich weiterverfolge. Beides auf einmal geht einfach nicht. Zumindest nicht bei mir. Muß irgendwas damit zu tun haben, daß ich doch sehr tief in die Geschichten eintauche.

„Bist du Mitglied in einem oder mehreren Schreibforen? Haben sie dir geholfen?“

Seit 2010 bin ich Mitglied im Tintenzirkel, was irgendwie seltsam ist – denn der Tintenzirkel ist ein Fantasyautorenforum und zu der Zeit habe ich gerade mit Fantasy aufgehört. Also eigentlich ziemlich bescheuert. Aber nur eigentlich, denn dort habe ich sehr viel darüber gelernt, wie man am besten einen Veröffentlichungsversuch (oder auch mehrere) unternimmt. Darüber wußte ich vorher nicht so richtig viel. Ich hatte zwar beschlossen, mich an eine Agentur zu wenden – aber welche? Und wie? Im Tintenzirkel habe ich herausgefunden, wie man das macht. Und wie es anderen dabei ergeht, Agenturen und Verlage zu suchen. Das hat alles sehr weitergeholfen.
Ansonsten bin ich nur noch in einem kleinen Forum Mitglied. Es gibt leider nicht allzu viele wirklich gute Schreibforen. Oder ich hab sie noch nicht gefunden …

„Welches Genre schreibst du bevorzugt und warum?“

Bevorzugt? Thriller und Fantasy. In die Crime-Ecke bin ich schon als Kind gerutscht – meine ersten Romanversuche waren Kinderkrimis, gefolgt von sozialkritischem Erwachsen-werden-Zeug. Da hab ich irgendwann einen krassen Gegensatz gebraucht und jahrelang Fantasy geschrieben; sowohl Herr der Ringe-Fanfictions als auch später eigene Werke. Die Kristall-Trilogie, das Unsterblichen-Epos und Himmelsfeuer sind damals entstanden.
Fantasy hat mir deshalb gefallen, weil da die Kreativität fast keine Grenzen kennt und man im Bereich der High oder Historic Fantasy auch immer Schwerter einbauen kann 😉 (Gut, in vielen anderen auch.) Ein großer Weltenbauer war ich dabei nie; mir waren schon immer Charakterentwicklung und Handlung am wichtigsten.

Mit Beginn meines Psychologiestudiums wurde dann wahr, worauf ich immer gewartet, mich aber nie getraut habe: Ich habe begonnen, Psychothriller zu schreiben. Als Übergang gab es da noch eine Dystopie, was für mich thematisch auch immer noch nicht vom Tisch ist. Diese Dystopie mutierte damals zur Lovestory und war damit zwar nicht mehr zu gebrauchen, aber immerhin so schön, daß ich kurzerhand die Charaktere entwendet und in den Thriller transferiert habe.
Ich habe erst damals damit begonnen, weil ich immer schon Psychothriller mit Profiling-Schwerpunkt schreiben wollte, schon viele Jahre lang. Da war mir allerdings der fachliche Hintergrund und die Recherche so wichtig, daß ich mich bis zur Aufnahme des Studiums nicht da rangetraut habe. Die einzig richtige Entscheidung, wie ich heute weiß, denn ab da hat es mir keinerlei Mühe mehr bereitet, mein Fachwissen mit einer Handlung zu verweben.

Ja, und Dystopien … ich habe einen morbiden Hang zum und eine Vorliebe für den Weltuntergang. Das Nachfolgeprojekt meiner Thriller-Reihe wird ein Reboot meiner Dystopie sein. Mehr Dystopie, weniger Lovestory und andere Charaktere 😉

„Womit schreibst du am liebsten?“

Da ich ein schreckliches Gewohnheitstier bin: An meinem Mac, der auf meinem Schreibtisch steht. Über die Jahre wechselte das von PowerMac zu iMac zu eMac zu MacMini zu MacPro … und jetzt ist es wieder ein iMac (ich bin seit 1995 dabei). Ich brauche einfach eine bestimmte Sitzhaltung, einen bestimmten Ort, meine Lavalampe in der Nähe und meine Musik, die in ihrer Gänze nur auf diesem Computer gespeichert ist. Auf meinem inzwischen alten und deshalb inkompetenten Laptop ist nur eine Auswahl. Außerdem brauche ich auch eine gescheite Tastatur zum Tippen und – ich muß es so sagen – Laptoptastaturen sind Schrott!
Am besten war meine alte Macally, die inzwischen jedoch klingt, als würde man ein Maschinengewehr abfeuern. Sie wurde dann im Schrank gebunkert (ich bin ein Messie) und durch eine flüsterleise Logitech ersetzt. Aber auch die hat Grip. Dieser Trend zur Tastaturverflachung macht mich ganz unglücklich.
Aber weil ich da so eigen bin, könnte ich auch nie an diesen faszinierend winzigen … wie heißen die nochmal? Diese 9-Zoll-Winzi-Laptops. Das wär kein Schreibwerkzeug für mich. In dem Fall dann lieber Block und Stift!

„Hast du Rituale vor oder nach dem Schreiben?“

Festes Ritual, bevor es losgeht: Einlesen. Ich lese das letzte Stück des Vortages, um wieder reinzukommen. Das ist überlebenswichtig!

Ein weiteres festes Ritual ist, zu schauen, daß ich etwa 1000 Wörter schreibe und dann eine Pause mache – 15, 20 Minuten, gerade genug, um auch mal zu spülen oder die Hamster zu füttern 😉
Dann geht es weiter. 1000 Wörter sind für mich eine gute Grenze für eine Pause. Regelmäßige Pausen sind wahnsinnig wichtig, denn nur so kann man auch dauerhaft konzentriert und kreativ bleiben. Jedenfalls geht es mir so.

Wichtig, aber nicht unbedingt ein Ritual: Die richtige Playlist, genug Flüssigkeit in der Nähe und – Schokolade! Ohne Schoki muß ich nicht anfangen.

„Kommen dir deine Ideen spontan?“

Es ist zwar eine Montagsfrage, aber eine Donnerstagsantwort. Und um die Antwort formulieren zu können, muß ich verschiedene Qualitäten von Ideen unterscheiden.

Es gibt hervorragende und mittelprächtige Ideen. Mittelprächtige Ideen sind die, über die ich erst nachdenken muß. Die sind einfach unspontan. Das bedeutet, daß sie nicht so authentisch, nicht so kreativ, nicht so genial sind.
Genial sind die Ideen, die mir beim Backen, Putzen, Duschen kommen. Oder auf dem Weg zur Arbeit. Oder beim Filmgucken. In irgendeinem Moment, in dem ich nicht damit rechne. Das sind die wahrhaft guten Ideen!
Super sind auch Ideen, die von anderen Leuten kommen. Meinen Lesern. Die haben so einen herrlich unverbauten Blick auf meine Geschichten und meine Charaktere, daß ihnen Dinge einfallen, die ich nie zu denken wagen würde.

Und eins habe ich auch festgestellt: Aus so ziemlich jeder Idee läßt sich ein Plot machen, wenn man es nur richtig anstellt!

„Wie bist du zum Schreiben gekommen?“

So lautet die Montagsfrage des Schreibwahnsinns, die ich sehr spannend finde und ganz knapp beantworten könnte, nämlich so:

Das Schreiben ist zu mir gekommen!

Ich schreibe schon so lang, daß ich mich gar nicht genau erinnere, wie es angefangen hat. Es muß aber wirklich zu mir gekommen sein; meine Mutter erzählt heute noch davon, wie ich mit viereinhalb in einer Fußgängerzone stand und „A-po-the-ke“ buchstabiert habe. Irgendwie konnte ich dann einfach lesen. Ich habe keine Ahnung, wie Kinder normalerweise lesen lernen, bei mir war es nicht so 😉
Mit fünf habe ich dann schreiben gelernt. Oder vielmehr: Mir selbst beigebracht. Das erinnerte zuerst mehr an einen Legastheniker, aber wer viel liest (damals hab ich schon Enid Blyton gelesen), lernt schnell, wie man Wörter richtig schreibt.
Das führte dazu, daß ich in der ersten Klasse immer schon mal vorgearbeitet und Lückentexte mit Momo und Oma in Windeseile vervollständigt habe, während meine Mitschüler noch Buchstaben geübt haben. Nach ein paar Monaten waren dann die Arbeitsblätter des ersten Schuljahrs alle und im zweiten ging das auch so weiter. Irgendwann konnte meine Lehrerin keine Aufgaben mehr für mich beschaffen und sagte den verhängnisvollen Satz:

Dann schreib doch eine Geschichte.

Das habe ich gemacht. Meine Aufsätze erreichten schon im dritten Schuljahr ein Format, das eine Schulstunde sprengte. Ich weiß bis heute noch, daß ich bei einem mitten in der Geschichte aufhören mußte, weil die Zeit vorbei war – genau an der Stelle, wo jemand einen Wasserfall runterstürzt. Speaking of water – damals hatte ich zum ersten Mal dieses Gefühl des Flow, in das ein Autor gerät, wenn er schreibt.
Und als ich aufs Gymnasium kam, war es soweit. Ich fühlte mich berufen, meinen ersten Kinderkrimi zu schreiben. Einhundert handschriftliche Seiten mit meinen notdürftig umbenannten Freunden und mir in den Hauptrollen, gefolgt von sozialkritischen Texten, Gedichten und Kurzgeschichten. Und Fantasy.

Ich habe von da an eigentlich immer geschrieben. Ich hatte nie eine Wahl …