Im Angesicht eines Mörders

Im Moment zeichne ich nicht nur fleißig, ich schreibe auch sehr fleißig. Wenn man mir einen ganzen Tag Zeit gibt und mich einfach nur in Ruhe läßt, schaffe ich mühelos fünfeinhalbtausend Wörter. Es würde auch noch mehr gehen, aber morgen will ich ja auch noch etwas zu tun haben …
Aber erst mal gibt es hier eine Zeichnung von Andreas inzwischen dreizehnjähriger Tochter Julie – mit Hund.

julie13

Ich denke über eine Umbenennung dieses Teils nach, irgendwas à la „Anatomie eines Vebrechens“. Nur, daß es diesmal mehrere sind.
Ziemlich viele sogar.
Auch diesmal betreibe ich wieder kein Whodunit, sondern es ist schon bei ungefähr 30 000 Wörtern klar, wer es war. Aber dann kommt die besagte Anatomie des Verbrechens und man will herausfinden, was da eigentlich gelaufen ist und wieviele Menschen der Mann nun wirklich auf dem Gewissen hat.

„Es ist jetzt neunundzwanzig Jahre her, daß er das erste Mal stundenlang in diesem Keller geblieben ist. Ich habe ihn gefragt, was er dort tut, aber er wollte es mir nicht sagen. Er ist wütend geworden, hat mich geschlagen und angebrüllt. Danach habe ich nicht mehr gewagt, ihn zu fragen, ob es Schreie sind, die ich da gehört habe.“
Andrea zog unwillkürlich die Schultern hoch. Sienna neben ihr war zu Stein geworden und James vergaß mitunter, zu atmen.
„Irgendwie erschien mir das undenkbar. Ich hatte ja auch keine Beweise. Zwei Tage später war es vorbei. Ich habe ihn wieder gefragt, was da los war, und wieder ist er ausgerastet. Er hat mich so grün und blau geschlagen, daß ich mich zwei Wochen lang nicht getraut habe, das Haus zu verlassen“, fuhr Marybeth fort. „Von da an habe ich nie wieder gefragt.“
„Kann ich verstehen“, sagte Andrea. Sie war nicht überrascht.
„Aber es ist immer wieder passiert. Jedes Jahr oder alle zwei Jahre. Da ist er tagelang in den Keller gegangen und hinterher war ich mir sicher, daß es Schreie waren, die ich da gehört habe.“
„Haben Sie eine Vorstellung davon, was er getan hat?“ fragte Andrea.
„Nein. Ich weiß es nicht. Ich hatte bis gestern vermutet, es seien junge Frauen gewesen, die er dort vergewaltigt und getötet hat. Ich war überrascht, zu hören, daß auch Männer und Jungen unter den Opfern waren.“

Es geht also zur Sache. Die Profiler werden mit etwas konfrontiert, von dem zumindest Andrea sagt, daß sie so etwas noch nie gesehen hat. Und sie können von Glück sagen, daß der Mörder nicht mehr dazu in der Lage ist, irgendjemandem etwas zu tun …
Außer von seinen Taten zu erzählen. Und das wird er tun.

Letzter Satz für heute: Zu Tode erschrocken fuhr Andrea herum und blickte in das Gesicht einer Frau, die den Glauben an die Welt verlor.

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