Schlachtpläne

Ich verbringe wieder viel Zeit mit Lesen. Wenn ich demnächst den neuen Teil 5 anfangen möchte, muß ich ja wissen, woran ich anknüpfe. Deshalb habe ich gerade wieder „Ihre innersten Dämonen“ durchgeackert und bin gedanklich wieder bei der Sache. Jetzt ist Zeit für den Text, den ich im März schon mal angekündigt habe:

Teil 5: Konzept

Andreas Freundin Sarah ist mit ihrem Freund Robert nach Schottland gezogen. Als die beiden zu Besuch nach Norwich kommen, explodiert am Flughafen eine Autobombe. Robert fällt ins Koma und Sarah erwacht kurz darauf mit massiven Erinnerungslücken: Die letzten zwei Jahre sind aus ihrem Gedächtnis gelöscht, an Robert hat sie keine Erinnerung.
Christopher, der in diesem Fall ermittelt, verliebt sich in Sarah und sie erwidert nach anfänglichem Zögern seine Gefühle. Doch dann stirbt Robert – und Christopher wurde noch in seiner Nähe gesehen.
Er taucht unter, weil er sich keinen Mord in die Schuhe schieben lassen will und bittet Andrea, herauszufinden, was wirklich dahinter steckt. Hat Robert ein Doppelleben geführt?

Robert hieß mal James, aber das mußte ich ändern. Inzwischen weiß ich auch, was da los ist, wie es weitergeht und wie das Ganze enden wird. Das ist doch schon mal gut!

Aber auch der neue Teil 7 spielt in meinen Gedanken bereits eine Rolle. Eigentlich hatte Andrea ja am Ende des sechsten Teils beschlossen, daß Schluß mit Profiling ist. Ein Entschluß, den sie nicht grundlegend bereut, auch wenn der neue Job nicht ansatzweise so interessant ist.
Aber dann passiert etwas, womit sie niemals gerechnet hätte: Ausgerechnet Gregory bittet sie, sich doch noch mal als Profilerin zu betätigen. Und dazu hat er allen Grund, denn einer seiner Verwandten aus Deutschland wird verdächtigt, seine gesamte Familie umgebracht zu haben. Greg kann das nicht glauben und weiß, da ist etwas faul. Was, soll Andrea herausfinden.
Und natürlich tut sie es …

Die Frage ist jetzt nur: Überarbeite ich erst weiter oder schreibe ich schon was? Hm.

Zurück in analoge Zeiten

Manchmal bin ich ja schon ein bißchen oldschool. Obwohl ich Medienwissenschaften studiere, bin ich kein Freund von „überall-im-Netz-sein“ und Smartphones und – am allerschlimmsten – Netbooks. (Warum würde man sich freiwillig so ein winziges Gerät vor die Nase stellen? Mein Laptop mit 13 Zoll ist ja schon nicht riesig. Aber was kleineres würde ich mir freiwillig nie antun!)
Dabei liebe ich ja das Internet. Es eröffnet ungeahnte Möglichkeiten in jeder Hinsicht. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mir Radio-Playlisten ausdrucken ließ, um zu sehen, was wann gelaufen ist. Das war meine erste Erfahrung mit dem Internet.

In den Jahren 1998 und 1999 gab es noch so etwas Feines wie den Einslive-Partyservice im Radio. Samstags abends ab 20 Uhr gab’s elektronische Musik vom Feinsten – und ich liebe ja elektronische Musik. Irgendwann zu der Zeit muß mein Interesse für Drum&Bass und Freunde geboren sein und weil damals alles noch so herrlich oldschool war, habe ich mir Mixtapes aufgenommen.
Kennt das noch wer? Man sitzt wie ein Junkie vorm Radio und hat den Finger auf der Record-Taste des Kassettenrecorders, um nur ja keinen Fitzel von begehrenswerten Liedern zu verpassen.
Ich hab meine Mixtapes geliebt. Ich wußte auch genau, was wo drauf war.
Damals gab’s wirklich noch keine digitalen Möglichkeiten oder Radio-Webplayer, um das anders zu bewerkstelligen. Damals hatte ich noch einen Discman und einen Walkman. Und es ist bloß 13 Jahre her…

Jedenfalls hat das Internet mir bei manchen Tracks auch nicht mehr verraten, worum es sich handelt, und diese Tracks habe ich dann irgendwann aufwendig digitalisiert mit Bandrauschen, Knirschen und allem Drum und Dran. Beschriftet habe ich sie mit irgendwelchen Phantasienamen – bei einigen wußte oder ahnte ich auch zumindest Interpret oder Titel.
Und jetzt, 13 Jahre später, gibt’s nette Programme wie Shazam, die es möglich machen, Lieder vom bloßen Anhören zu erkennen. Gestern Abend spuckte es mir dann plötzlich zu einem dieser alten Lieder einen Namen aus: Dreaming your dreams von Hybrid. Erstaunlich, wieviel Bass dieses Lied hat, wenn es nicht von einer Analogkassette aufgenommen wurde …

Dank Internet habe ich ein Lied gefunden, dessen Namen ich 13 Jahre lang nicht kannte. Und bin damit auf einen Interpreten gestoßen, der man sich dringend mal genauer anhören muß. Sehr dringend. Für mich ist das die perfekte Begleitmusik zum Schreiben!

Update Mittwoch Abend: Jetzt bin ich süchtig. Verdammt, ist das genial. Laut Wikipedia werden Hybrid mit Massive Attack und Underworld verglichen. Ich weiß, wieso… 😉
Anspieltips: The Formula of Fear, Blackout, Dreaming your dreams, Empire, Every Word… für den Moment zumindest!

Respect your Characters

Gestern Abend mußte ich an etwas denken, das ein Probeleser zu mir sagte, nachdem er die erste Geschichte von mir gelesen hatte.
„Du behandelst deine Charaktere immer mit so viel Respekt. Die wirken richtig echt.“
Hm, dachte ich. Ist das so? Ich behandle meine Charaktere respektvoll und deshalb wirken sie lebendig?
Das ist nicht normal?

Nein, anscheinend ist das nicht normal. Seitdem habe ich mal bewußt darauf geachtet, wie andere Autoren mit ihren Charakteren umgehen. Manchmal ist es tatsächlich so, daß Autoren ihre eigenen Charaktere nicht ernst nehmen. Sie legen ihnen dämliche Dialoge in den Mund und lassen sie bescheuerte Dinge tun. Prämisse bei allem: Es ist ja nur eine ausgedachte Figur.
Und das ist bei mir tatsächlich anders. Ich nehme meine Charaktere immer genau so ernst, als würden sie tatsächlich existieren. Ich suche mir reale Vorbilder und zeichne sie. Ich entwickle sie auch während des Schreibens über die Geschichte hinweg.
Ich habe aber auch keine Schwierigkeiten damit, mir Charaktere auszudenken. Schreibratgeber widmen dem Thema ganze Kapitel und auch in Autorenforen ist Charakterentwicklung ein großes Thema. Man soll sich Menschen im näheren Umfeld ansehen und sich von ihnen inspirieren lassen, heißt es da.
Mal vorsichtig gefragt: Darauf kommt man nicht von selbst?

Ich könnte jetzt nicht mal behaupten, daß ich es selbst bewußt genauso mache. Ich hab mir jetzt nicht gedacht „Jack bekommt Eigenschaft xy von z“. So läuft das irgendwie nicht. Ich denke mir am Anfang nur aus, daß er ein Spaßvogel sein soll.
Der Rest kommt von selbst. Er gibt sich selbst eine Stimme, legt sich selbst auch Unfug in den Mund, wenn er gerade einen Dialog mit jemandem führt. (Auch Dialogschreiben soll schwierig sein, hab ich gelesen.)

Ich hab ja den Verdacht, andere Autoren gehen da viel zu verkrampft ran. Planen zuviel. Und ich bin auch ehrlich der Meinung, daß das alles gar nicht klappen kann, wenn man seine Figuren selbst nicht ernst nimmt und sie dementsprechend beschreibt.
Wie soll denn der Leser sie dann für lebendig halten?

Kreatives Chaos

Es ist immer fatal, wenn man zuviel zu tun hat. Bzw. die Auswahl zu groß ist.
Eigentlich hatte ich mir für die Semesterferien vorgenommen, zu überarbeiten. Die „Knights of Truth“ wollen noch mal begutachtet und überdacht werden. Damit habe ich inzwischen auch angefangen und festgestellt, daß inzwischen tatsächlich eine lesbare Geschichte draus geworden ist. Sogar mehr als das. Inzwischen bin ich endlich mal zufrieden damit!

Davon abgesehen eignen sich Ferien aber auch hervorragend dazu, mal so richtig auf den Putz zu hauen und zu schreiben, bis der Arzt kommt. Ich weiß nicht genau, wie günstig ich es in dem Zusammenhang finden soll, daß ich ausgerechnet zwei Ideen auf einmal habe. Die, die chronologisch gesehen als erste dran wäre, ist nur leider die fragmentarischere von beiden.
Prima.
Nach tagelangem Hickhack habe ich mich jetzt dazu entschlossen, den erst mal zu überspringen und mit – Achtung – Teil 7 weiterzumachen. Dieses Arbeits-Chaos muß mal aufhören hier. Kein normales Autorenhirn kann gleichzeitig eine Geschichte überarbeiten und zwei andere plotten. Deshalb liegt der sechste Teil jetzt erst mal auf Eis. Darum kümmere ich mich, wenn der Rest erledigt ist.

Und worum geht’s eigentlich in den neuen Teilen?

Teil 6: Konzept

Andreas Freundin Sarah ist mit ihrem Freund James nach Schottland gezogen. Als die beiden zu Besuch nach Norwich kommen, explodiert am Flughafen eine Autobombe. James fällt ins Koma und Sarah erwacht kurz darauf mit massiven Erinnerungslücken: Die letzten zwei Jahre sind aus ihrem Gedächtnis gelöscht, an James hat sie keine Erinnerung.
Christopher, der in diesem Fall ermittelt, verliebt sich in Sarah und sie erwidert nach anfänglichem Zögern seine Gefühle. Doch dann stirbt James – und Christopher wurde noch in seiner Nähe gesehen.
Er taucht unter, weil er sich keinen Mord in die Schuhe schieben lassen will und bittet Andrea, herauszufinden, was wirklich dahinter steckt. Hat James ein Doppelleben geführt?

Teil 7: Konzept

In Birmingham taucht die verstörte und verwahrloste siebzehnjährige Katie auf, die vor acht Jahren zusammen mit ihrer Schwester verschwand. Mehrere Psychologen und Sozialarbeiter versuchen, dem Mädchen irgendetwas über ihr Verschwinden und den Verbleib ihrer Schwester zu entlocken, doch sie erhalten nicht die geringste Reaktion. Klar ist nur eins: Katie wurde jahrelang gefangengehalten und mißbraucht.
Die Fallanalytiker wenden sich an Andrea, die aufgrund ihrer eigenen ähnlichen Erfahrungen leichter Zugang zu Katie finden könnte. Andrea nimmt das Mädchen mit nach Hause und versucht geduldig, einen Zugang zu ihr zu finden, was ihr schließlich auch gelingt.
Unwissentlich bringt sie sich damit jedoch in Gefahr, denn Katies skrupellose Entführer wollen sie zurück…

Fall gelöst, alle… unglücklich?

Was mich an vielen Thrillern stört: Das abrupte, wahlweise dick aufgetragene und unrealistische Ende. Einmal habe ich von einem strahlenden Helden gelesen, der die verschleppte Frau rettete und sie in den Armen hielt, während man von fern die Sirenen des Krankenwagens hörte. Buch Ende.
Schön auch: Traumatisierte Frau schafft es, dem Killer zu entfliehen (und zwar auf haarsträubend unrealistische Weise) und liegt hinterher total glücklich im Krankenhaus, ohne erahnen zu lassen, daß sie fast massakriert worden wäre.
Aber klar!!

So einen Murks spare ich mir lieber, obwohl ich ahne, warum andere Autoren keine Lust haben, am Ende zu arbeiten. Das ist nämlich anstrengend und nervig.
Das erste Mal habe ich mich damit so richtig bei „Am Abgrund seiner Seele“ auseinandergesetzt. Mir war da nicht nach Happy End. Es gab auch keinen Grund für ein Happy End. Nur: Wie schildert man das alles? Weglassen wollte ich es nicht. Für den Anfang habe ich alles aufgeschrieben – den Weg zum Krankenhaus, die Ereignisse dort, die Ankunft zu Hause und einen unvermeidlichen Alptraum nachts.
So wird das auch alles gewesen sein – nur: Das war furchtbar deprimierend. DAS will ja nun auch keiner lesen. Ich habe das anfangs alles bis zum (bitteren) Ende ausgefochten und irgendwann gemerkt: Nee, so geht das nicht. Also kam der Rotstift und es wurde alles auf ein Minimum zusammengestrichen und gekürzt – auf ein Fünftel, um genau zu sein.
Die Crux: Jetzt habe ich das Gefühl, es ist ein wenig zu kurz, aber jedes zusätzliche Element wäre eben wieder ungewollt deprimierend.
Interessant wohl, daß ich schon die Rückmeldung bekommen habe, daß gerade die psychologische Aufarbeitung nicht nur etwas Neues, sondern auch sehr interessant sei.

Eine schöne Möglichkeit, die ich auch genutzt habe, ist natürlich, das alles in die Fortsetzung zu verlagern. Am Anfang der „Knights of Truth“ wird schnell klar, daß Andrea eben doch nicht so gut mit den Geschehnissen zurechtkommt, wie sie selbst gern hätte. Da wird dem Ganzen noch etwas Raum gegeben.
Ähnlich sieht das aus bei „Ihre innersten Dämonen“ und dem „Yorkshire Infant Ripper“. Der Vorgänger ist immer noch Thema im Nachfolger, zumindest am Rande. Und der „Yorkshire Infant Ripper“ selbst bekommt auch das Ende, das ihm zusteht. Der Fall ist gelöst, aber es gehen eben nicht alle einfach nach Hause und tun so, als wäre nichts gewesen.

Im Frühstücksfernsehen war der vergangene Abend dramatisch aufgebauscht worden. Die Journalisten kreisten ums Polizeirevier wie die Geier ums Aas. Jeder wollte eine Stellungnahme erhaschen.
Doch es wurde scharf geschossen. Die Polizei wurde dafür kritisiert, daß sie bislang nicht in der Lage gewesen war, den Täter zu stellen. Wir Fallanalytiker wurden dafür kritisiert, daß wir es nicht geahnt hatten.

So kann es auch gehen. Davon abgesehen warten zu Hause in Norwich auch noch einige ungeklärte Dinge auf Andrea und Gregory, die alle noch ihren Platz brauchen. Und den bekommen sie auch. Ich höre nicht einfach mittendrin auf.

Scheiben für die Ewigkeit

Sollte sich jemand für meinen kleinen „Lauschangriff“ links unten interessieren, hat er sicher schon mitbekommen, was ich gerne höre. Normalerweise bin ich kein Freund von Schnickschnack und Spielereien dieser Art, aber das Tool gefällt mir.

Diese Woche ist mir wieder aufgefallen, was meine absoluten Lieblingsalben sind.
Ungekrönter König: „Songs for the Deaf“ von den Queens of the Stone Age. Die CD geht einfach immer und überall und macht total Spaß. Darauf gefällt mir jedes Lied.

Platz 2 – kontrovers, aber nichtsdestotrotz Fakt – „Heligoland“ von Massive Attack. Ich habe es mir zwar erlaubt, einige Tracks vom normalen Album in meiner Mediathek durch andere Versionen der vorangegangenen EP zu ersetzen, aber ich liebe diese Scheibe einfach. Wenn Musik einen in emotionale Zustände versetzen kann, ist sie gut.
Die Scheibe hat auch in „Yorkshire Infant Ripper“ ihre Erwähnung gefunden.

Während ich ein wenig Musik hörte, dachte ich darüber nach. Die samtweiche Stimme von Hope Sandoval ließ mich träumen. Sie sang ein Lied auf meinem Lieblingsalbum, Heligoland von Massive Attack.
Love is like a sin, my love …
Ich schloß die Augen und dachte an nichts, lauschte nur dem zarten Gesang. Wenn ich Paradise Circus hörte, wurde ich immer ruhig. Immer. Es half mir, ganz bei mir selbst zu sein. Ich liebte diese Band.

Jetzt habt ihr mich alle dabei erwischt, wie ich mich da reinschreibe. Ups 😉

Platz 3: „Ultra“ von Depeche Mode. Oder vielleicht doch Platz 2? Keine Ahnung. Ich finde es schwierig, da eine Reihenfolge festzulegen. Von der Scheibe mag ich einfach auch alles, aber sie kann einen ganz schön depressiv machen, wenn man nicht aufpaßt. Was übrigens nur noch getoppt wird von Faithless: „Sunday 8pm“.

Und eigentlich gibt’s auch noch so viel mehr tolle Musik…

Willkommen im Chaos

Am liebsten würde ich alles auf einmal können. Korrekturlesen, plotten und etwas Neues schreiben. Aber man kann nicht alles haben.
Gestern Abend überfiel mich plötzlich und unerwartet ein Haufen Kreativität und zwang mich dazu, die Ideen für Teil 5 aufzuschreiben. Und das, wo ich die aktuelle Überarbeitungsrunde von Teil 4 noch gar nicht durch habe.

Überarbeiten ist ganz schön anstregend. Vor allem dann, wenn auf der Checkliste neben den Szenen so nette Anmerkungen stehen wie „mehr Beschreibungen“, „bleibt das?“ oder „alles umschreiben“.
Als ob ich jetzt noch wüßte, was ich mir vor ein paar Wochen dabei gedacht habe! Das ist wirklich gar nicht so einfach. Teilweise sehe ich jetzt gar nicht mehr die Probleme, die ich beim letzten Lesen gesehen habe. Dafür sehe ich jetzt aber ganz andere.
Prima. Sehr zielführend, würde ich sagen.

Ich bin mal gespannt, ob das alles noch was wird … wenn ich im Moment den ersten Teil dagegen halte, denke ich mir: So gut wirst du nie mehr!
Aber das ist wohl Unsinn. Man muß sich nur Mühe geben. Den ersten habe ich fast durch und mußte doch einige Male sehr grinsen, als mir auffiel, wieviele Vorausdeutungen ich da völlig nichtsahnend reingeschrieben habe.
Im Moment drücke ich mich ein wenig vor dem Weiterlesen, denn der große Showdown wartet auf mich. Ich kriege eine Gänsehaut, wenn ich nur daran denke.

Aber um auf die Vorausdeutungen zurückzukommen: Greg äußerte schon ganz am Anfang sehr skeptisch bezüglich Andreas Berufswunsch. In die Kerbe werde ich nun leidenschaftlich reinhauen. Oder daß es tatsächlich schon in Teil 1 eine Erwähnung des Basketballkorbs über dem Mülleimer gab… ich dachte in Teil 4, den hätte ich neu erfunden.
Das Unterbewußtsein ist doch eine feine Sache.

Gleich werde ich noch ein wenig weiter überarbeiten – ich finde, der Showdown in Teil 4 ist nicht fies genug. Und anschließend muß ich ein wenig recherchieren, was für einen Knacks denn mein neuer Mörder im fünften Teil haben wird. Der Kinderkiller von York oder so.
Grob steht die Geschichte jedenfalls schon. Es wird viel Drama geben, viele Krisen… viel Spannung. Durchdrehende Polizisten, sich prügelnde Brüder (ja, ich rede von Gregory und Jack!) und zerstückelte Leichen. Klingt doch gut, oder?

Gegen die Stille

Ich sehe nur untätig aus. Stimmt aber gar nicht. Ich habe gestern damit begonnen, „Ihre innersten Dämonen“ zu korrigieren – vielmehr, den Text überhaupt erst mal zu lesen und mich wieder reinzudenken. Gar nicht so einfach, wenn man plötzlich einen Anfall von Perfektionismus hat. Das ist im Moment ganz schlimm.
Was aber noch viel schlimmer ist: Meine Musik geht mir auf den Geist.

Ich bin jemand, der beim Arbeiten immer Musik hört. Was natürlich auch Schreiben beinhaltet. Ich neige nur dazu, immer wieder dasselbe zu hören und irgendwann wird das ermüdend – bis auf wenige Ausnahmen.
Was immer geht: Monster Magnet, The Crystal Method und Underworld. Das ist ganz eigenartig.

Musik ist beim Schreiben dazu da, einen in die richtige Stimmung zu versetzen. Bestimmte Lieder sind später auch mit bestimmten Textstellen verknüpft. Wenn es um besonders wichtige Passagen geht, suche ich vorher auch die passende Musik raus.
Manchmal bringt mich auch die Musik überhaupt erst auf Ideen. Mumford and Sons haben letztens Eingang in Teil 4 gefunden, weil das so schön paßte.
Aber wie manchmal aus so etwas richtige Soundtracks entstehen, habe ich ja schon beschrieben!

Typologie der Probeleser

Zum Schreiben gehört auch das Gelesen-Werden. Was heißt hier überhaupt, „es gehört dazu“? Man schreibt doch überhaupt nur, um gelesen zu werden!
Jedenfalls ist das bei mir so.
Ganz wichtig bei der Schreibarbeit sind Probeleser. Aus jahrelanger Erfahrung kann ich berichten: Es ist gar nicht leicht, jemanden zu finden, der seine Sache versteht.

Probeleser Typ 1: Der Jünger. Das ist jemand, der dich allein dafür vergöttert, daß du überhaupt schreibst. Was du schreibst, ist ganz toll. „Hat mir gut gefallen“ ist der liebste, der Standardsatz dieses Probelesers.
Das ist total lieb gemeint … hilft unsereins aber überhaupt nicht weiter. Wenn ich jetzt mal wiedergeben würde, wieviele Leute etwa zur ersten Version der „Knights“ sagten, sie seien „total gut“, würde das peinlich werden. Die Version war nämlich der absolute Schrott!
Also steht man nachher mit einem Müllhaufen von Text da und denkt, er sei „gut“.
Es folgt ein imaginäres Plädoyer für Ehrlichkeit …

Probeleser Typ 2: Der Pingelige. Ich hatte schon mal den Fall, daß ich jemanden darum gebeten habe, bei einer eigentlich fertigen Geschichte nur mal drauf zu achten, ob man die vielen komplizierten Namen sortiert kriegt und ob alles stimmig ist – eine grobe Rückmeldung also.
Was kam drei Tage später zurück? Die ersten fünf Seiten, wo in so ziemlich jeder Zeile ein Verbesserungsvorschlag auftauchte – andere Satzstellung, andere Formulierung und lustigerweise ziemlich irrwitzige Komma- und Rechtschreibvorschläge, die umzusetzen ein fataler Fehler gewesen wäre.
Als ich dann auch noch sagte, daß das so nicht gemeint gewesen sei, war derjenige tödlich beleidigt und hat mein Zeug nie mehr angefaßt.

Probeleser Typ 3: Der Subjektive. Das ist der Typ Leser, der deine Story nur dann mag, wenn sie seine höchstpersönlichen Vorlieben anspricht, ganz egal, wie gut sie nun geschrieben ist.
Was aber viel wichtiger ist: Er mag sie nicht mehr, wenn du etwas schreibst, was ihm nicht gefällt – „ändere das!“
So geschehen zu jedem Moment in den Geschichten, wo Person A sich in Person B verliebt und es zu einer romantischen oder vielleicht sogar zu einer Liebesszene kommt.
„Viel zu schwülstig! Nimm das raus.“
Nun muß ich zu meiner Verteidigung sagen: Ich HASSE Kitsch, aber meine Protagonisten dürfen durchaus mal knutschen oder an der Zeugung ihrer Kinder arbeiten. Manchmal.
Es langweilt nur ein wenig, wenn man nach dem Lesen von seinem Probeleser ein Dokument zurückbekommt, bei dem erwartungsgemäß jede betreffende Passage mit „kürzen“ oder „streichen“ markiert ist und überdies JEDER andere Leser sie als absolut stimmig empfindet. Da wird auch nicht gesagt „ich finde“, sondern „ist so“.
Das kann man auch überhaupt nicht brauchen. Wäre schön, wenn jeder seine Traumata mit sich selbst ausmacht und bitte nicht in meine Arbeit hineinprojiziert!

Probeleser Typ 4: Der Ungenaue. Es soll schon vorgekommen sein, daß ich eine gute Handvoll Rückmeldungen zu einem 500 DIN A 4-Seiten umfassenden Manuskript zurückbekommen habe, von dem ich weiß (!), daß darin ganze Satzteile fehlen. Ich hätte ja nun gern gewußt, wo. Aber die wurden alle nicht aufgeführt – stattdessen kommen Kommentare wie „die Szene am Lagerfeuer war zu lang“.
Typ 4 ist also das genaue Gegenteil von Typ 2 und auch nicht viel erfreulicher. Zumal dann nicht, wenn man vor der Agentursuche um genaue sprachliche Durchsicht spezieller Passagen gebeten hat und dann eine einzige Anmerkung auf 10 Seiten findet, so daß man dann trotz Betriebsblindheit doch alles selbst machen muß.
Aber Ungenauigkeit kann sich auch darin niederschlagen, daß nach Dingen gefragt wird, die 5 Seiten zuvor erklärt wurden.

Probeleser Typ 5: Der Unzuverlässige. Geht doch nix darüber, wenn man jemandem sein Manuskript daläßt und es ein Jahr später unangerührt wieder mitnimmt, weil man keine Lust mehr hat, zu warten.
Dann sagt doch lieber von vornherein Nein.

Denn schließlich ist das Ganze eine freiwillige Sache und wird wohl leider von mir mit nicht viel mehr als einem „Dankeschön“ honoriert – was einem leider manchmal im Halse steckenbleibt 😉

Autorenkoller

Wenn jemand eine Lösung für mein Problem hat, soll er mich bitte informieren!
Wenigstens hat mein Problem einen Namen: Es heißt Vorzeige-Perfektionismus-Koller. Den kriegt man, wenn man mit dem Schreiben fertig ist und sein vollendetes Werk vorzeigt. Nicht Freunden oder so, sondern den Profis.
Seit ich mich auf Agentursuche gemacht habe, plagt mich das. Naja, nicht ganz. Anfangs war es nicht so schlimm.

Aber seit das hier in die heiße Phase geht, bin ich irgendwie arbeitsunfähig. Ich hatte das schon mal, aber trotzdem hab ich jetzt lang gebraucht, um dahinterzukommen.
Es war nicht nur, daß mich die Suche nervös gemacht hat. Mir wurde klar, was los ist, als ich versucht habe, in die Knights reinzugucken. Plötzlich war mir nichts mehr gut genug.
Es gibt auch wirklich einige Stolpersteine in der Geschichte: Der Anfang hinkt immer noch, zuwenig Action und zuviel Gequatsche. Die Szenenübergänge sind teilweise höchstens noch für die Mülltonne geeignet und wenn ich nochmal irgendwo eine tote, indirekte Beschreibung erwische, kriege ich einen Anfall.
Die Probleme sind also ausgemacht.

Nichtsdestotrotz traue ich mich jetzt nicht mal, in den ersten Teil zu gucken. Ich könnte ja irgendwo einen Fehler oder etwas nicht perfektes finden. Oh Gott!!! Aber das soll doch so veröffentlicht werden!

Totale Paranoia. Totaler Unsinn. Wäre ich irgendwann der Meinung gewesen, die Geschichte wäre nicht gut, hätte ich sie nicht weggeschickt und wenn sie schlecht wäre, wäre sie wohl nicht angenommen worden. Soviel ist klar.
Aber ein bißchen Vorzeige-Perfektionismus-Koller muß sein. Anscheinend. Im Moment ist nichts gut genug, als daß es meinen schlagartig explodierten Ansprüchen gerecht werden könnte.

Na toll …