Wenn du lange in einen Abgrund blickst … – „Sag, es tut dir leid“ von Michael Robotham

Psychothriller haben des Öfteren die Eigenschaft, ins Parapsychologische oder Esoterische abzugleiten oder mit schlechter Recherche zu erschrecken. Bei dem australischen Autor Michael Robotham ist das anders. Wo bei seinen Büchern Psychothriller draufsteht, ist auch Psychothriller drin – und zwar mit handfester, fachlich korrekter Recherche, die auch in seinem aktuellen Roman „Sag, es tut dir leid“ mit einer spannenden Handlung verwoben wird.

Als Piper Hadley und ihre Freundin Tash McBain spurlos aus dem kleinen Ort Bingham bei Oxford verschwinden, erschüttert es das ganze Land. Trotz aller Bemühungen können sie nie gefunden werden. Isoliert von der Außenwelt werden sie von ihrem Entführer gefangen gehalten, bis Tash nach drei Jahren die Flucht gelingt. Kurz darauf entdeckt man ein brutal ermordetes Ehepaar in seinem Haus in Oxford. Der Psychologe Joe O’Loughlin, der einen Verdächtigen befragen soll, vermutet, dass dieses Verbrechen mit der Entführung der beiden Mädchen in Zusammenhang steht. Währenddessen hofft Piper verzweifelt auf Rettung durch ihre Freundin. Doch mit jeder Stunde, die sie ausbleibt, wächst ihre Angst. Denn der Mann, der sie in seiner Gewalt hat, ist in seinem Wahn zu allem fähig.

Wer jetzt an eine Geschichte vom Format einer Natascha Kampusch denkt, liegt nur teilweise richtig. Es beginnt zwar mit einer Art Tagebucheintrag des verbliebenen Entführungsopfers Piper und das Mädchen kommt auch im weiteren Verlauf immer wieder auf diese Weise zu Wort. Richtig ist auch, dass diese Passagen gelegentlich an der Grenze des Erträglichen kratzen, allerdings erzeugen gerade sie auch eine beinahe unerträgliche Spannung, die es schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen.
Tatsächlich ist „Sag, es tut dir leid“ jedoch eine Geschichte, die sich vor allem auch mit den Abgründen der Menschen im näheren Umfeld der verschwundenen Mädchen befasst – mit familiären Problemen, geplatzten Träumen und der Kluft zwischen Schein und Sein. Der Autor äußert sich hier über seine Beweggründe, die hinter dem Roman stehen.

Unversehens rutscht Joe O‘Loughlin in die Ermittlungen, als ein Ehepaar ermordet in seinem Haus aufgefunden wird. Nicht ganz freiwillig unterstützt er die Polizei bei ihren Ermittlungen und entdeckt, dass Tash zum Zeitpunkt der Ermordung des Ehepaars ebenfalls im Haus war. Mit seiner langjährigen psychologischen Erfahrung versucht er, die Wahrheit um das Ehepaar, Tash und dem Verdächtigen Augie Shaw herauszufinden. Über allem schwebt dabei die Frage: Wo ist Piper?

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe Romane um Joe O‘Loughlin und Ermittler Vincent Ruiz. Beide Charaktere überzeugen auch diesmal durch eine detaillierte Charakterzeichnung, eine sehr lebensnahe Gestaltung und einen sympathischen Sarkasmus, der für einige Lacher sorgt.
Auf der einen Seite ist da Psychologe Joe, aus dessen Ich-Perspektive die Geschichte erzählt wird. Trotz seines jungen Alters leidet er bereits an Parkinson und personifiziert seine Erkrankung als Mr. Parkinson. Auf der anderen Seite ist da Detective Inspector Vincent Ruiz, inzwischen im Ruhestand; ein abgeklärter älterer Herr, der immer wieder für kernige Bemerkungen zu haben ist:

„Ich dachte, ihr beiden zerwühlt munter die Laken“, sage ich.
„Über den Sex beschwere ich mich auch gar nicht, aber sie will, dass ich Gefühle habe.“
„Gefühle?“
„Ich habe ihr erklärt, ich habe genau drei.“
„Drei?“
„Ich bin hungrig, geil und müde – in der Reihenfolge.“

Die Erzählung in der Ich-Perspektive und im Präsens ist ein Merkmal von Michael Robotham, an das man sich schnell gewöhnt. Sein Stil zieht den Leser mühelos durch die Geschichte, ist an den richtigen Stellen detailliert, wird aber nie langweilig. Sowohl Charaktere als auch Handlung sind stark und glaubwürdig gestaltet, das Buch überzeugt auf allen Ebenen. Im Vergleich etwa zu seinem Vorgängerroman „Dein Wille geschehe“ tritt die psychologische Expertise zwar etwas in den Hintergrund, aber das fällt dem gefesselten Leser kaum auf.
Die falschen Fährten sind geschickt gelegt, die letzten hundert Seiten liest man in einem Rutsch. Einzig das Ende ist, wie so oft bei Thrillern, recht knapp gehalten.
Ein echter, hochwillkommener Pageturner für verregnete Herbstabende!

Goldmann
Klappbroschur, 475 Seiten
ISBN 978-3-442-31316-7
bereits erschienen
14,99 Euro

Michael Robotham wurde 1960 in New South Wales, Australien, geboren. Er war lange Jahre als Journalist für große Tageszeitungen und Magazine in London und Sydney tätig, bevor er sich ganz seiner eigenen Laufbahn als Schriftsteller widmete. Mit seinen Romanen sorgte er international für Furore und wurde mit mehreren Preisen geehrt. Michael Robotham lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Sydney.

Rezension für flipintu.com von Dania Dicken

Von Zigeunersoße und Kamelen: „Erwartung“ von Jussi Adler-Olsen

In Zeiten, in denen über die politische Korrektheit der Namensgebung einer Zigeunersoße diskutiert wird, erreicht Jussi Adler-Olsen mit seinem fünften Band um den knurrigen Polizisten Carl Mørck eine tagesaktuelle Brisanz. Organisierte Kriminalität im Milieu der Roma und Sinti, Korruption in Zeiten der Finanzkrise, das immer wachsame Auge von Mørcks syrischem Assistenten Assad – das sind nur einige Stichworte dessen, worum es in „Erwartung“ geht.

Marco ist fünfzehn und hasst sein Leben in einem Clan, dessen Mitglieder von ihrem gewalttätigen und zynischen Anführer Zola in die Kriminalität gezwungen werden. Als er sein Sklavendasein nicht mehr aushält und flieht, stößt er ganz in der Nähe von Zolas Wohnsitz auf eine Männerleiche …

Die Suche nach dem Mörder führt Carl, Assad, Rose und Gordon, den Neuen im Sonderdezernat Q, tief hinein in das Netzwerk der Kopenhagener Unterwelt, in den Sumpf von Korruption und schweren Verbrechen in Politik und Finanzwelt- und sie zieht Kreise bis in den afrikanischen Dschungel.

Adler-Olsen schafft es, die verschiedenen Settings und Handlungsstränge kunstvoll, aber mühelos miteinander zu verflechten. Der Beginn in Afrika erstaunt, doch schon bald wird klar: Alles hat mit allem zu tun. Und im Zentrum steht der fünfzehnjährige Marco, der zu einer Bande krimineller Roma und Sinti gehört und sich nichts mehr wünscht als das ganz normale Leben eines Jugendlichen seines Alters. Seine Aufgewecktheit und insbesondere sein Bildungshunger sind Zola schon lange ein Dorn im Auge, so dass Marcos Flucht aus seiner Bande zu einem frühen Zeitpunkt der Erzählung nur folgerichtig erscheint. Damit erreicht die Handlung sofort eine Dynamik, die es schwer macht, das Buch wieder aus der Hand zu legen.

Carl, Assad und Rose schlittern, wie so oft, mehr zufällig ins Geschehen, bevor sie die Ermittlungen aufnehmen. Das ganze Drama entspinnt sich um einen Vermißten namens William Stark, über dessen Leiche Marco bei seiner abenteuerlichen Flucht stolpert. Bei Stark laufen die Fäden zusammen, der im Finanzsektor tätige Mann war seinerzeit nach einem Afrika-Aufenthalt verschwunden. Seinen Mördern ist es natürlich ein Dorn im Auge, dass Marco von der Existenz der Leiche weiß – gleichzeitig ohne sich ihrer Bedeutung bewusst zu sein. Allerdings sind jetzt alle hinter ihm her: seine eigene Bande und korrupte Banker. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …

Die Spannung ist gleich zu Beginn der Handlung hoch und verliert auch im weiteren Verlauf nicht mehr an Intensität. Das liegt vor allem an Marco, dessen erwachendes moralisches Bewusstsein ihn früh zum Sympathieträger macht. Seine zerrissene Figur ist jederzeit glaubwürdig und zieht den Leser mit einem gewitzten Charme auf seine Seite. 
Das Lesevergnügen wird daneben aber auch durch Mørcks knurrigen Sarkasmus hochgehalten, denn der resignierte Kommissar kommentiert wie immer die Ereignisse in seinem Umfeld gedanklich bissig und witzig zugleich:

Nicht viele im Präsidium wagten es, ihm so persönliche Fragen zu stellen. Allerdings gab es auch nicht viele, die eine Antwort erwarten durften. Und schon gar nicht einer von diesen Grützköpfen hier.

Aber neben personellen Veränderungen in der polizeilichen Führungsetage macht auch Assistent Assad Mørck das Leben schwer – sei es mit Gleichnissen von Kamelen oder nahöstlicher Musik:

Und bevor Carl auch nur hätte Piep sagen können, dröhnte flächendeckendes Klangbombardement durch das winzige Büro. 
„Donnerwetter“, rief er und schaute sehnsüchtig zur Tür. 
„Das sind Kazamada. Die spielen gemeinsam mit allen möglichen Musikern aus der arabischen Welt“, rief Assad zurück. 
Carl nickte, das bezweifelte er nicht. Das Problem war vielleicht nur, dass Kazamada mit ihnen allen gleichzeitig spielten. Vorsichtig drückte er auf die Stopp-Taste.
Die Stille war ohrenbetäubend.

Wie schon in der Vergangenheit schreibt Adler-Olsen pointiert, witzig, spannend und dabei anspruchsvoll. Einzig zum Ende hin verstrickt er sich ein wenig in den sich überschlagenden Ereignissen, so dass stellenweise sowohl die Logik als auch der Stil einige Brüche hinnehmen müssen. Letzteres mag durchaus auch der Übersetzung geschuldet sein. Beides fällt jedoch nicht stark ins Gewicht. 
Überraschender erscheint da das beinahe unrealistisch positiv gefärbte Ende, vor allem im Gegensatz etwa zum Ende des ersten Teils der Reihe, „Erbarmen“. Darin war ein fröhlicherer Ausgang leichter zu erreichen gewesen und deshalb schmerzlich zu vermissen, während Adler-Olsen in „Erwartung“ das Ruder sehr stark herumreißen muss, um die entstandene Misere aufzufangen. Nichtsdestotrotz werden alle Fäden aufgelöst und der Leser legt das Buch zufrieden und bestens unterhalten aus der Hand.

dtv
Hardcover, 576 Seiten
ISBN 978-3-423-28020-4
erscheint im Oktober
19,90 Euro

Jussi Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 unter dem bürgerlichen Namen Carl Valdemar Jussi Henry Adler-Olsen in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Film. Bevor er 1995 mit dem Schreiben begann, arbeitete er in verschiedensten Berufen: als Redakteur für Magazine und Comics, als Koordinator der dänischen Friedensbewegung, war Verlagschef im Bonnier-Wochenblatt TV Guiden und Aufsichtsratsvorsitzender bei verschiedenen Energiekonzernen. Sein Hobby: Das Renovieren alter Häuser. Er ist verheiratet und Vater eines Sohnes. 1997 erschien sein erster Roman › Das Alphabethaus‹.

Rezension für flipintu.com von Dania Dicken

„Womit schreibst du am liebsten?“

Da ich ein schreckliches Gewohnheitstier bin: An meinem Mac, der auf meinem Schreibtisch steht. Über die Jahre wechselte das von PowerMac zu iMac zu eMac zu MacMini zu MacPro … und jetzt ist es wieder ein iMac (ich bin seit 1995 dabei). Ich brauche einfach eine bestimmte Sitzhaltung, einen bestimmten Ort, meine Lavalampe in der Nähe und meine Musik, die in ihrer Gänze nur auf diesem Computer gespeichert ist. Auf meinem inzwischen alten und deshalb inkompetenten Laptop ist nur eine Auswahl. Außerdem brauche ich auch eine gescheite Tastatur zum Tippen und – ich muß es so sagen – Laptoptastaturen sind Schrott!
Am besten war meine alte Macally, die inzwischen jedoch klingt, als würde man ein Maschinengewehr abfeuern. Sie wurde dann im Schrank gebunkert (ich bin ein Messie) und durch eine flüsterleise Logitech ersetzt. Aber auch die hat Grip. Dieser Trend zur Tastaturverflachung macht mich ganz unglücklich.
Aber weil ich da so eigen bin, könnte ich auch nie an diesen faszinierend winzigen … wie heißen die nochmal? Diese 9-Zoll-Winzi-Laptops. Das wär kein Schreibwerkzeug für mich. In dem Fall dann lieber Block und Stift!

My work here is done!

Überarbeiten ist anstrengend. So anstrengend, daß ich zwischendurch keine Kreativität mehr fürs Bloggen übrig hatte. Aber soeben bin ich damit fertig geworden, Teil 10 zu überarbeiten und ich bin wirklich sehr zufrieden. Die Erzählperspektive ist jetzt richtig und statt 63 000 Wörtern zählt er nun auch stolze 80 000 Wörter!
Irgendwie bin ich da ein bißchen merkwürdig, anstatt zu kürzen, verlängere ich neuerdings. Beim Schreiben zensiere ich mich immer schon selbst und schreibe nicht handlungsrelevante Dinge gar nicht erst auf. Die sind aber auch wichtig, das ist der Kitt in den Fugen. Deshalb habe ich das jetzt nachgereicht.

Ich war auch überrascht, zu sehen, wie gut alles trotzdem schon ausgearbeitet war. Das Überarbeiten hat auch großen Spaß gemacht, denn die Story ist durchgehend spannend. Das war mir gar nicht mehr klar, beim Schreiben fand ich es streckenweise langweilig. Versteh einer die Welt.
Es waren nur einige Passagen, die bei meiner Qualitätskontrolle wirklich durchgefallen sind und grundlegend erneuert wurden.
Bleibt jetzt bloß noch die Frage, was ich als nächstes korrigiere …

„Hast du Rituale vor oder nach dem Schreiben?“

Festes Ritual, bevor es losgeht: Einlesen. Ich lese das letzte Stück des Vortages, um wieder reinzukommen. Das ist überlebenswichtig!

Ein weiteres festes Ritual ist, zu schauen, daß ich etwa 1000 Wörter schreibe und dann eine Pause mache – 15, 20 Minuten, gerade genug, um auch mal zu spülen oder die Hamster zu füttern 😉
Dann geht es weiter. 1000 Wörter sind für mich eine gute Grenze für eine Pause. Regelmäßige Pausen sind wahnsinnig wichtig, denn nur so kann man auch dauerhaft konzentriert und kreativ bleiben. Jedenfalls geht es mir so.

Wichtig, aber nicht unbedingt ein Ritual: Die richtige Playlist, genug Flüssigkeit in der Nähe und – Schokolade! Ohne Schoki muß ich nicht anfangen.

„Kommen dir deine Ideen spontan?“

Es ist zwar eine Montagsfrage, aber eine Donnerstagsantwort. Und um die Antwort formulieren zu können, muß ich verschiedene Qualitäten von Ideen unterscheiden.

Es gibt hervorragende und mittelprächtige Ideen. Mittelprächtige Ideen sind die, über die ich erst nachdenken muß. Die sind einfach unspontan. Das bedeutet, daß sie nicht so authentisch, nicht so kreativ, nicht so genial sind.
Genial sind die Ideen, die mir beim Backen, Putzen, Duschen kommen. Oder auf dem Weg zur Arbeit. Oder beim Filmgucken. In irgendeinem Moment, in dem ich nicht damit rechne. Das sind die wahrhaft guten Ideen!
Super sind auch Ideen, die von anderen Leuten kommen. Meinen Lesern. Die haben so einen herrlich unverbauten Blick auf meine Geschichten und meine Charaktere, daß ihnen Dinge einfallen, die ich nie zu denken wagen würde.

Und eins habe ich auch festgestellt: Aus so ziemlich jeder Idee läßt sich ein Plot machen, wenn man es nur richtig anstellt!

„Wie bist du zum Schreiben gekommen?“

So lautet die Montagsfrage des Schreibwahnsinns, die ich sehr spannend finde und ganz knapp beantworten könnte, nämlich so:

Das Schreiben ist zu mir gekommen!

Ich schreibe schon so lang, daß ich mich gar nicht genau erinnere, wie es angefangen hat. Es muß aber wirklich zu mir gekommen sein; meine Mutter erzählt heute noch davon, wie ich mit viereinhalb in einer Fußgängerzone stand und „A-po-the-ke“ buchstabiert habe. Irgendwie konnte ich dann einfach lesen. Ich habe keine Ahnung, wie Kinder normalerweise lesen lernen, bei mir war es nicht so 😉
Mit fünf habe ich dann schreiben gelernt. Oder vielmehr: Mir selbst beigebracht. Das erinnerte zuerst mehr an einen Legastheniker, aber wer viel liest (damals hab ich schon Enid Blyton gelesen), lernt schnell, wie man Wörter richtig schreibt.
Das führte dazu, daß ich in der ersten Klasse immer schon mal vorgearbeitet und Lückentexte mit Momo und Oma in Windeseile vervollständigt habe, während meine Mitschüler noch Buchstaben geübt haben. Nach ein paar Monaten waren dann die Arbeitsblätter des ersten Schuljahrs alle und im zweiten ging das auch so weiter. Irgendwann konnte meine Lehrerin keine Aufgaben mehr für mich beschaffen und sagte den verhängnisvollen Satz:

Dann schreib doch eine Geschichte.

Das habe ich gemacht. Meine Aufsätze erreichten schon im dritten Schuljahr ein Format, das eine Schulstunde sprengte. Ich weiß bis heute noch, daß ich bei einem mitten in der Geschichte aufhören mußte, weil die Zeit vorbei war – genau an der Stelle, wo jemand einen Wasserfall runterstürzt. Speaking of water – damals hatte ich zum ersten Mal dieses Gefühl des Flow, in das ein Autor gerät, wenn er schreibt.
Und als ich aufs Gymnasium kam, war es soweit. Ich fühlte mich berufen, meinen ersten Kinderkrimi zu schreiben. Einhundert handschriftliche Seiten mit meinen notdürftig umbenannten Freunden und mir in den Hauptrollen, gefolgt von sozialkritischen Texten, Gedichten und Kurzgeschichten. Und Fantasy.

Ich habe von da an eigentlich immer geschrieben. Ich hatte nie eine Wahl …

Endspurt bei den Soundtracks

Sie dümpelten seit Monaten vor sich hin … die Soundtracks der letzten Teile. Gerade ist mir sogar aufgefallen, daß ich den zu Teil 9 auch noch nie gepostet habe, obwohl der schon länger fertig ist. Zustände sind das hier.

Dann wollen wir mal!

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Hat ganz schön lang gedauert, zumal ich ja den Anspruch habe, kein Lied zweimal zu benutzen. Aber ich bastle mir gern Soundtracks zu den Geschichten, indem ich mir Musik suche, die von der Stimmung her paßt. Pro Kapitel ein Lied, das ist der Anspruch. Und es macht Spaß, auch wenn es immer lange dauert … aber heute ist eben Musik-Tag!

Eine nicht ganz unwichtige Triebfeder

Zum Schreiben höre ich Musik, solange ich denken kann. Ich war überrascht, zu hören, daß viele meiner Mitstreiter beim Schreiben völlige Stille bevorzugen.
So geht es mir nun gar nicht. Ich brauche immer etwas, was mich antreibt. Bestenfalls läuft es im Hintergrund, ohne zuviel Aufmerksamkeit zu beanspruchen. Das ist auch der Grund dafür, weshalb meine Lieblingsband Depeche Mode beim Schreiben leider fast nie läuft – ich muß da immer zuhören und (wenn keiner da ist) mitsingen.

Ein Blick in mein last.fm-Nutzerprofil zeigt deutlich, was hier beim Schreiben immer läuft: http://www.lastfm.de/user/Runaway1985/library
Wenig überraschend ist das hauptsächlich elektronische, etwas minimalistische Musik, gern aus dem Bereich TripHop. All time favourites sind dabei The Crystal Method, deren Musik auch wahnsinnig gern in Film und TV verbraten wird, und Underworld, deren „Born Slippy“ seit Trainspotting eigentlich auch jeder kennt. Massive Attack als die Urväter des TripHop erstaunen da auch nicht wirklich.

Was schon eher erstaunt, ist Platz 2: Hybrid Soundsystem aus Wales. Man kennt sie hauptsächlich als Soundtrackproduzenten. Ich kenne sie seit 1999, als ich nachts im Radio mal „Dreaming your dreams“ von Hybrid mitgeschnitten habe. Allerdings ist es mir in Vor-Shazam-Zeiten nicht gelungen, herauszufinden, worum es sich dabei handelt. Das weiß ich erst seit relativ kurzer Zeit, aber da habe ich dann festgestellt, was ich bislang verpaßt habe!
Einige meiner Mitstreiter habe ich bereits erfolgreich mit Hybrid infiziert. Geht auch ganz einfach, auf der offiziellen Seite kann man reinhören. Anspieltips: Empire, The Formula of Fear, True to Form und Dreaming your dreams.
Perfekte Schreibmusik. Ich sag’s nur. 😀

TripHop ist überhaupt die perfekte Schreibmusik. Entsprechend viel davon findet sich auch in den Soundtracks wieder, die ich mir für jede Geschichte bastle. Jedes Kapitel bekommt ein Lied, das die entsprechende Stimmung transportiert. Gestern erst wieder entdeckt habe ich von Crystal Method „Falling Hard„, ein ganz untypisches und wunderschönes Lied.
Was auch an keinem vorübergehen darf: Noise von Archive.
Wieder ganz anders: Sail von Aim fet. Kate Rogers.
Kürzlich in meinem neuen Lieblingsfilm Man of Steel entdeckt: Seasons von Chris Cornell.
Eine Empfehlung, die ich kürzlich bekommen habe und von der ich nicht mehr die Finger lassen kann: Iron von Woodkid.
Ganz überraschend in meinem Fundus von deadmau5: Telemiscommunications mit Imogen Heap. Seeehr schön, aber leider aufgrund der GEMA … usw.

Was man sich auch mal anhören sollte: Groove Armada, Hexstatic, Sneaker Pimps, Lamb und Way out West. Mal sehen, was exemplarisch für die Bands stehen könnte …
Groove Armada: Think Twice, auch wenn wahrscheinlich jeder At the River kennt.
Hexstatic: Extra Life (man höre mal Vergleich mit I against I von Massive Attack). Wundervoll: Perfect Bird.
Sneaker Pimps: Post-Modern Sleaze. Sehr bekannt: 6 Underground.
Lamb: Gorecki. Für traurige Momente wundervoll: Gabriel.
Way out West: Ultraviolet und Mindcircus.

Was mich daran erinnert, daß ich noch drei Soundtracks bauen müßte …

Mutter-Tochter-Gespräch

Seit gestern hab ich die ganze Zeit auf der Frage herumgekaut, wie denn diese Geschichte und damit meine ganze Thriller-Reihe enden soll. Versöhnlich, bitte. Was schwierig ist auf der Beerdigung einer wichtigen Person. Aber dann fiel mir ein: Sie sind auf einem Friedhof, der biographisch nicht ganz unbedeutend ist. Da könnte man ein Mutter-Tochter-Gespräch führen.

Die beiden liefen erneut quer über den städtischen Friedhof in Norwich bis zu einem schmalen Grab in einer abseitigen Ecke. Es hatte nur einen schlichten, kleinen Grabstein, auf dem der Name J. Harold eingraviert war. Das Datum seines Todes war identisch mit dem von Caroline Lewis.
Julie machte große Augen. „Hier liegt er also.“
„Ja. Er war der Campus Rapist von Norwich“, murmelte Andrea.
Impulsiv umarmte Julie ihre Mutter. „Deshalb bist du Profilerin geworden.“
„Ganz genau. Weil ich verhindern wollte, daß Leute wie er tun, was sie wollen.“
Julie blickte zu ihr auf. „Das ist großartig, Mum.“
„Irgendwie war es das“, stimmte Andrea zu. „Wenn ich mal überlege, wieviele Mörder wir gefunden haben …“

Retrospektive. Ich denke, das ist eine gute Idee, um eine Reihe zu einem versöhnlichen Abschluß zu bringen. Die beiden unterhalten sich und mal wieder stellt Andrea fest, daß ihre Tochter erwachsener ist, als sie bislang geglaubt hat.
Und dann gibt es auch noch gute Nachrichten:

Es klappte. Es war der inoffizielle Bescheid der Betreuerin, daß die Adoption in die Wege geleitet wurde.
„Greg!“ rief sie und sprang auf. Gregory lief ihr entgegen und sah sie gespannt an.
Andrea drückte Shannon einen Kuß auf die weiche Wange. „Bald sind wir zweifache Eltern!“
„Es klappt?“ fragte er.
Andrea nickte heftig. „Wir werden die Kleine adoptieren!“
„Ehrlich?“ rief Julie vom Fuß der Treppe und stürmte nach oben. „Ich kriege eine kleine Schwester!“

Das taugt doch ganz gut als Abschluß, würde ich sagen.
Und was mache ich jetzt?

Letzter Satz: Die Zukunft konnte kommen.