Herzblut

Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, daß ich in den letzten Monaten irgendwie weder sonderlich kreativ noch produktiv war. Das hatte eine ganze Reihe von – ich nenne es mal so – externen Gründen, die sicher jeder gut nachvollziehen kann. Wenn man seinen ersten Job antritt, ist erst mal alles neu und gewöhnungsbedürftig und man ist mit den Gedanken ganz woanders.
Aber eigentlich bestand das Problem schon vorher. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um dahinterzukommen, was das Problem ist, um es zu lösen. Und da bin ich gerade bei.

Mein Problem ist: Ich kann nicht „einfach nur“ schreiben. So zum Spaß. Für mich. Dabei kommt nur Unsinn heraus. Ich hab früher immer geschrieben mit dem Hintergedanken, daß da irgendwann mal was draus wird. Vor anderthalb Jahren habe ich die Tür meines Künstlerdomizils geöffnet und mich nach draußen gewagt, um in Richtung Veröffentlichung zu gehen. Allerdings hatte ich dabei nicht berücksichtigt, wie schwierig und – das trifft es am besten – ätzend das sein kann. Und daß sich zwischendurch die Frage aufdrängen könnte: Wofür mache ich das hier eigentlich?
Ich habe schon früher festgestellt, daß ich nur gut schreiben kann, wenn ich mir das Ziel möglichst hoch gesteckt habe. Ich produziere nur dann gute Texte, wenn ich das unter dem Gesichtspunkt mache, daß ich sie veröffentlichen will.

Und nun stockt schon alles furchtbar lange, geht nicht voran und wirft bei mir damit die Frage auf: Wo soll es hingehen?
Ich habe versucht, irgendwie weiterzuschreiben, ohne Herzblut reinfließen zu lassen. Selbstschutz also.
Bloß: So kann ich nicht schreiben. Geht nicht.
Also habe ich versucht, wie weit ich komme, ohne zu schreiben.

Ergebnis: Gar nicht weit. Damit geht es mir nicht gut. Wenn ich nicht schreibe, bin ich nicht ich. Dann bin ich unglücklich.
Also habe ich doch wieder versucht, zu schreiben. Irgendwas. Nur um zu sehen, ob es geht.
Aber das hat auch nicht geklappt. Hab ich ja gesehen – Teil 8 gescheitert nach der Hälfte. Ich kann nicht schreiben, ohne mich da selbst ganz reinzuwerfen. Ich muß meine Geschichten leben. Auch, wenn das bedeutet, daß es wehtut, wenn etwas damit schiefgeht. Ohne geht’s nicht.
Das ist vielleicht auch der Grund, weshalb ich nicht mehrere Projekte auf einmal bearbeiten kann und warum ich meine Charaktere so ernst nehme, als wären sie richtige Menschen. Anders geht’s nicht!

Einmal dahintergekommen, habe ich mich letzte Woche hingesetzt und zu recherchieren begonnen. Die Stalker-Story aus Teil 8 wird von der Haupt- zur Nebenhandlung degradiert und die Haupthandlung wird nun doch schon die für Teil 9 anvisierte Brandstifter-Kannibalen-Story.
Mit der Umarbeitung habe ich am Freitag begonnen. Und was war? Es fühlte sich gut an.
Mir geht’s gut damit. Und das ist alles, was zählt!

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