Anlaufschwierigkeiten

Nein, es liegt nicht am Datum. Bestimmt nicht. Wohl eher an der Laune. Ich hätte mir zu Beginn letzter Woche wahrscheinlich die Hände dafür abgehackt, diese Szenen zu schreiben – auch wenn ich dann nicht mehr hätte schreiben können …
Aber jetzt geht mir das erstaunlich langsam und schwierig von der Hand. Das ist merkwürdig, denn ich habe mich wirklich lang darauf gefreut. Zwar habe ich heute mein Tagespensum überschritten und es war auch eigentlich gar nicht so übel, aber das fiebrige Gefühl des Mitleidens hat irgendwie gefehlt.
Ich sehe schon, da muß ich bei Gelegenheit nochmal ran.

„Ihr tut, was ich sage. Wenn einer von euch nicht tut, was ihr sollt, dann werdet ihr es bereuen. Nicht wahr, Julie?“
Gregory kniff die Augen zusammen. „Was hast du ihr gesagt?“
„Daß ich dir weh tue, wenn sie nicht brav ist. Und umgekehrt gilt dasselbe.“
„Wie willst du das durchsetzen?“ fragte Gregory und baute sich schützend vor seiner Tochter auf.
Laura öffnete ihre Jeansjacke und deutete sehr zu Gregorys Entsetzen auf eine Schußwaffe. „Damit.“
Woher in aller Welt hatte sie die? Er verstand überhaupt nichts mehr.
„Ich bin doch freiwillig gekommen“, sagte er nervös. „Warum besitzt du so etwas?“
„Konnte ich sicher sein?“ erwiderte Laura. „Ich überlasse nichts mehr dem Zufall.“

Laura hat es geschafft: Julie und Gregory sind bei ihr. Aber wie man sieht, hat sie so ihre Schwierigkeiten damit, Gregory dazu zu bringen, ihr Folge zu leisten. Was man ja auch verstehen kann.
Mal sehen, wie das weitergeht, denn Andrea kommt auch noch dazu …

Letzter Satz für heute: „Wie du siehst, stimmt das nicht“, sagte ich ruhig.

Selbstmord?

Schon mal mit aufgeschnittenen Pulsadern im Krankenhaus gelandet, obwohl man nicht versucht hat, sich umzubringen?
Genau das ist Andrea gerade passiert.

Es klopfte. Ein Arzt kam herein und lächelte mir zu. „Schön, daß Sie wieder bei uns sind, Mrs. Thornton. Sie hatten Glück.“
„Ja, ich weiß … wenn Katie mich nicht gefunden hätte …“
„Glücklicherweise waren die Schnitte nicht sehr tief und die Blutgerinnung hat schnell eingesetzt.“ Ernst sah er mich an. „Warum haben Sie das getan?“
„Ich habe gar nichts getan“, verteidigte ich mich. „Wenn ich mich wirklich hätte umbringen wollen, hätte ich mir die Pulsadern längs aufgeschnitten und nicht quer! Und ich hätte mir wohl kaum Besuch herbestellt und es morgens in Anwesenheit meiner Tochter getan!“
Ich konnte dem Arzt ansehen, daß er mir kein Wort glaubte.

Aber sie sagt die Wahrheit. Sie hat nicht versucht, sich umzubringen und sie weiß auch nicht, wo Julie ist, denn sie ist verschwunden – sehr zur Beunruhigung aller. Doch die Ärzte und die Polizei glauben ihr nicht. Das tun nur Katie, Gregory und Christopher, die versuchen, ihr zu helfen und Julie zu finden.
Die wurde nämlich verschleppt und soll jetzt als Druckmittel herhalten, was Gregory nur allzu klar ist.
Aber er ahnt noch nicht, was wirklich passieren wird …

Letzter Satz für heute: „Meine Mami …“ Dann kam außer einem lauten Schluchzen nichts mehr.

… so brauch ich Gewalt!

Feiertage haben den Vorteil, daß man den ganzen Tag schreiben kann. Gestern und vorgestern bin ich ja nicht wirklich zu etwas gekommen, aber jetzt! Und ich wollte endlich die Lücke zum großen Showdown schließen, auf den ich total brenne – irgendwie hat das zwar den Nachteil, daß ich nicht so viel geschrieben habe, wie ich sollte … bisher hat die Story bloß um die 35 000 Wörter. Das ist nicht viel. Das muß mehr werden… irgendwie. Mal sehen, wie. Aber nicht jetzt.
Jetzt muß es erst mal rundgehen.

„Andrea!“ schrie Katie erneut, als sie meinen Blick auf sich spürte. Ihre Hände berührten meine Wangen. „Oh, Gott sei Dank, du lebst! Es ist Hilfe unterwegs. Was ist denn hier nur los?“
Gute Frage. Ich öffnete einmal gewaltsam die Augen und sah Katie nun deutlicher über mir. Die langen blonden Haare fielen ihr ins Gesicht, ihre blauen Augen waren tränennaß. Erst jetzt spürte ich, daß ich halb aufgerichtet auf dem Boden lag. Katie hatte mich an sich gedrückt, die Arme um mich gelegt. Sie strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
„Sag doch was, bitte …“
Ich stöhnte und hob mühsam den Kopf, um auf meine Hände zu schauen. Was fühlte sich da so merkwürdig an?
Spültücher. Blut. Lachen auf dem Boden.
„Was zum Teufel …“
„Bitte beweg dich nicht, Andrea! Ich habe schon einen Krankenwagen verständigt. Sanitäter sind unterwegs. Du hast viel Blut verloren …“
Ich schnappte nach Luft. „Aber wie …“
„Deine Handgelenke!“ rief Katie hysterisch. „Wolltest du dich etwa umbringen?“

Wollte sie natürlich nicht. Aber jemand wollte es so aussehen lassen. Und zwar sehr geschickt.
Erstens das – und zweitens ist Julie weg, wie Andrea dann feststellen muß. Und sie weiß auch, wer das alles war.
Auf das Konto von Gregorys Verehrerin geht mittlerweile so einiges – eine fälschliche Anzeige, ein Einbruch, Drohungen, zerstochene Reifen und jetzt ein gewaltsamer Übergriff auf die Familie.
Und es wird noch schlimmer kommen.

Letzter Satz für heute: Da gab es so viele herrliche Möglichkeiten …

Bist du nicht willig …

Wie war das – ich kann am besten schreiben, wenn es mir schlecht geht?
Kein Ding. Vorgestern, gestern und heute ging es mir ausreichend schlecht mit einer dicken Halsentzündung und dazugehörigen wundervollen Gliederschmerzen, als hätte mich ein Schwertransport überfahren. Auf meine Aussage, daß es ja zum Glück keine Mandelentzündung sei, sagte meine Hausärztin, es wäre aber fast eine geworden. Na ja, mit Antibiotika wird sie es nicht mehr …

Jedenfalls sitze ich jetzt krankgeschrieben hier rum, dröhne mich mit allen verfügbaren Medis zu und nachdem ich schon alle Filme vom Festplattenreceiver abgeguckt habe, dachte ich mir, ich versuch mein Glück mal mit dem Schreiben.
Erstaunlich erfolgreich sogar. Selbst gestern, allerdings nur mit Laptop im Bett. Und da habe ich sogar vorgegriffen. Hui, wird das spannend!
Laura ist auch definitiv mit allen Wassern gewaschen. Gregory will nicht wie sie, also wird sie erst mal ungemütlich.

„Bis später“, sagte er und steckte noch einmal den Kopf durch die Tür. Ich lächelte und schüttete das kochende Wasser in die Tasse, während die Haustür ins Schloß fiel. Ich ging mit der Tasse zum Sofa und holte mein Adreßbuch. Ich hatte es gerade erst in die Hand genommen, als die Haustür wieder geöffnet wurde. Fragend spähte ich in den Flur.
Gregory kam mir mit einer Grabesmiene entgegen und schien zu überlegen, was er sagen sollte.
„Was ist los?“ fragte ich.
Er atmete tief durch. „Frag besser nicht.“
„Wieso?“
Jetzt seufzte er. „Die Reifen sind zerstochen.“
Mir entgleisten die Gesichtszüge. „Was? Alle?“
„Ja, alle. Auf die Art fährt mein Auto nirgends hin.“
„Das gibt es nicht!“ fluchte ich laut und stemmte die Hände in die Hüften. Ohne lang zu fragen, stapfte ich zur Haustür und blickte hinaus in die Einfahrt.
Schöne Bescherung. Alle vier Reifen waren platt. Ein Glück, daß wenigstens mein Auto in der Garage gestanden hatte.

Und das ist nur eine von vielen Schikanen, die sie sich trotz einstweiliger Verfügung gern einfallen läßt. Als nächstes ist ein Einbruch dran. Und danach … dann wird sie richtig böse.

Letzter Satz für heute: Christopher zog eine Augenbraue in die Höhe. „So? Das ist gut.“

Teil 8: Alles nur für dich

Mir war mal danach, es wieder persönlich werden zu lassen. Eine Psychokiste, die mit meinen Helden ganz persönlich zu tun hat, und zwar genauer gesagt erst mal mit Gregory.
Der macht den „Fehler“, einer Frau zu Hilfe zu eilen, die gerade einen (kleinen) Unfall hatte. Einfach weil er nett ist. Dummerweise hat die gute Frau aber eine, salopp gesagt, Schraube locker. Und zwar ziemlich. Was dazu führt, daß sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt und anfängt, ihm nachzustellen. Eine Erotomanin, die sich als Stalkerin entpuppt.

„Mr. Thornton“, begann Laura erneut und schien zu überlegen. „Ich rufe an, weil ich … nun, ich würde Sie gern einladen. Mich bei Ihnen bedanken und … ja.“
Irritiert runzelte Gregory die Stirn. „Das war doch selbstverständlich. Sie sind mir überhaupt nichts schuldig!“
„Nein, ich … es ist nicht deshalb. Nicht nur. Ich meine …“ Sie kicherte nervös. „Ich würde Sie überhaupt gern einladen.“
„Oh …“ machte Gregory verstehend. „Sie meinen ein richtiges Essen? Ein Treffen?“
„Ja … Entschuldigen Sie, daß ich mich so umständlich ausdrücke, aber ich bin völlig nervös!“
Das hatte er jetzt auch gemerkt. „Das macht doch nichts. Aber ich fürchte, ich muß ablehnen, Ms. Reynolds.“
„Ach, schade … keine Chance?“
Hartnäckig, dachte er amüsiert. „Keine Chance. Ich bin glücklich verheiratet.“

Da glaubt er noch, daß Laura sich dafür interessiert … tut sie aber nicht. Nicht im Geringsten.
Danach erhält er Briefe. Er muß sein Telefon abstellen. Und irgendwann lauert sie ihm auf.
Als Andrea das erfährt, ist sie natürlich alles andere als erfreut. Sie macht sich daran, herauszufinden, mit wem sie es da zu tun hat – aber sie hat keine Ahnung, was sie da erwartet …