This is Norwich

Mein Urlaub in England ist fast zuende; im Augenblick nutze ich das WLAN in unserem Hotel in York. Wohlwissend, daß ich ihn brauchen würde, habe ich nämlich meinen Laptop mitgenommen und möchte von meinem Besuch in Norwich letzten Samstag berichten.
Was Recherche angeht, hätte ich theoretisch vorm Schreiben von „Am Abgrund seiner Seele“ herkommen müssen – könnte man sagen. Tatsächlich kann ich das aber nicht bestätigen, denn ich habe ja immer wieder das Internet bemüht und zudem überraschend viele Punktlandungen hingelegt.

Die University of East Anglia sieht nicht so aus, wie ich sie mir vorgestellt habe. Das Foto auf der Internetseite der Uni, das ich noch im Kopf habe, ließ mich eher an eine altehrwürdige Uni wie in Cambridge (eine der vielen) denken.
Die UEA ist viel moderner und um einiges größer. Praktisch für meine Anforderungen ist, daß es verdammt viele und weitläufige Grünflächen gibt…

Wir liefen einfach quer über die Wiese an der benachbarten Residence mit Namen Nelson Court vorbei. Ich fand, Residence klang vornehmer als Wohnheim. Ich verstand nur nicht ganz den Namenskult, der darum betrieben wurde. Es gab sogar Victory House, dessen Bewohner sich öfters Witze deshalb anhören mußten. Colman House, mein Zuhause, lag ein wenig abgelegen mitten im Grünen.
Wer nicht zur Eröffnungsparty des Semesters kam, war selbst schuld und außerdem lag die Universität außerhalb der Stadt. Sie war ein eigener Mikrokosmos, in dem ich mich nicht gleich zurechtgefunden hatte. Der moderne Campus mit den hellen Fassaden war ziemlich weitläufig und verfügte über viele Grünflächen, die für eine Auflockerung der nüchternen, wissenschaftlichen Atmosphäre sorgten.
Wir betraten das Union House und schlängelten uns zwischen teilweise recht schrill gekleideten Partygästen mit biergefüllten Plastikbechern in den Händen vorbei in den Keller unter der Mensa.

Ich habe mir auch den Lageplan genau angeschaut und ein paar Anpassungen im Text vorgenommen, um die Ereignisse ein bißchen besser an die tatsächlichen Gegebenheiten anzupassen – zum Beispiel in der Szene, wo Andrea bei der Vergewaltigung dazwischengeht. Den Ort und den Ablauf habe ich ein wenig verändert.

Was hingegen perfekt gepaßt hat, war das Wohnheim. Es gibt mehrere Häuser, die über den Campus verstreut sind; darunter einige, die genau so sind, wie ich mir das gedacht habe. Neben dem Campus, etwas abgelegen, mit Parkplatz und Bushaltestelle in der Nähe usw.

Ich kann jetzt allem einen präzisen Namen geben und finde, daß es alles lebendiger und echter wirken läßt. Das gefällt mir gut.
Auch Norwich an sich hat bei mir einen Eindruck hinterlassen – es ist eine hübsche kleine Stadt, etwas ländlich, ziemlich malerisch und ruhig. Kleinstädtisch eher. Das ist ein großer Kontrast zu dem, was ich da passieren lasse…

Norwich war nicht sonderlich außergewöhnlich, wenn man von der malerischen Lage neben den weitläufigen Broads und der wunderschönen Kathedrale absah. Es war eine ländlich und familiär anmutende Stadt mit gepflegten, mitunter historischen backsteinverkleideten Häusern und engen Straßen. Mit dem Linksverkehr hatte ich immer noch meine Probleme und mit dem Essen genauso, aber bisher waren alle Tötungsversuche seitens der Mensa gescheitert. Aber auch, wenn ich die kulinarischen Vorlieben der Engländer immer noch nicht ganz durchschaut hatte, mochte ich ihre aufgeschlossene, warmherzige Mentalität und ihren Hang zum Kitsch.

am Ufer des Wensum

Elm Hill

Norwich Cathedral

Danach habe ich die Broads besucht. Dabei handelt es sich um einen Nationalpark – verdammt groß und teilweise sehr unzugänglich – also ziemlich perfekt. Und sehr idyllisch.

Ich habe mir auch die A47 angeschaut, die ich eingebaut habe – völlig zu Recht, denn sie führt vom Süden Norwichs mitten in die Broads und ist der Weg der Wahl für meinen Mörder.

Auf dem Rückweg zur Stadt habe ich auf einem Schild den Hinweis auf Swardeston entdeckt – damit habe ich einen Glückstreffer gelandet. Das ist ein klitzekleines Dorf außerhalb der Stadt, das exakt so aussieht, wie ich es mir vorgestellt habe. Klein, entlegen, weitläufige, zugewucherte Grundstücke… da würde niemand etwas merken.

Zuguterletzt habe ich mir noch den Bahnhof angeschaut, der ja immerhin auch mehrmals (wenn man an die Nachfolgergeschichten denkt) vorkommt. Winzig! Sechs Gleise, Endbahnhof, mehr nicht.

Der Bahnhof von Norwich war mit seinen sechs Gleisen nicht sonderlich groß und die Schienen führten auch nur in eine Richtung. Die Sonne erleuchtete das Innere des Bahnhofs durch die Glasscheiben auf dem Dach. Wenig später saßen wir im Zug und fuhren durch das ländliche Gebiet von East Anglia. Sanfte Hügel und abgeerntete Felder erstreckten sich, so weit das Auge reichte. Vereinzelte Bäume und Strommasten unterbrachen das Einerlei, ebenso wie die verstreuten Ortschaften auf dem Land.

Ich bin jedenfalls froh, daß ich meinen Laptop hier habe, denn erwartungsgemäß war das verdammt inspirierend und ich habe längst angefangen, alles umzuschreiben und anzupassen. Das ist gar nicht weiter schwierig, hat aber einen riesigen Effekt. Die Studentenwohnheime haben zum Beispiel Namen, über die sich gut etwas schreiben läßt, und ganz insgesamt ist es nicht schlecht, in England zu sitzen und genau zu wissen, wie alles aussieht. Dann muß man es sich nicht erst vorstellen!

Hat jemand meine Motivation gesehen?

Nicht? Schade … Ich könnte sie gerade nämlich gut brauchen …
Da rennt sie! Drüben, auf der anderen Straßenseite. Super.
Ganz im Ernst: Die letzten Tage (Wochen!) war es doch zu warm, um irgendetwas Sinnvolles zu tun. Ich habe trotzdem versucht, mich schonmal auf die anstehende Klausurphase vorzubereiten und darüber hinaus bevorzugt nachts irgendwelche Korrekturen gemacht.

Heute habe ich die nächste Überarbeitungsrunde jedoch tagsüber abgeschlossen. Ich war verdammt fleißig – „Am Abgrund seiner Seele“ ist nochmal um 15000 Worte gewachsen, obwohl ich heute den Schluß sehr, sehr gründlich eingekürzt und zurechtgeschnipselt habe, denn er war mir immer noch zu lang. Vor allem zu deprimierend.
Es ist vollkommen logisch, daß man nach der Begegnung mit einem Serienmörder nicht bestens gelaunt ist. So war es aber definitiv zuviel.
Ich habe lieber vor dem großen Showdown nochmal einiges ergänzt. So gibt es jetzt etwa eine Verlängerung dort, wo das erste Mordopfer entführt wird. Mir war das alles ja noch nicht böse genug!

Aber wenn man eine Idylle haben möchte, die man einreißen will, muß man sie erst mal erschaffen. Deshalb gibt es jetzt einen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt – wer wußte, daß es in England Weihnachtsmärkte gibt? Ja, die werden fleißig kopiert. Wirklich wahr.
Dann habe ich noch das eine oder andere blutige Detail eingefügt, das ich mich vorher nicht hinzuschreiben wagte … Es sei übrigens angemerkt, ich bin kein Freund von „Gewalt um ihrer Selbst willen“. Das hat schon alles einen Sinn.
Außerdem habe ich mir gedacht, daß einige „Neben“figuren zuwenig zu tun haben. Christopher kommt öfter vor, genau wie Jack, Rachel und Sarah. Vor allem aber hat Gregory mehr zu tun: Der darf einen übereifrigen Reporter beinahe in Stücke reißen. Betrinken darf er sich auch.
Und jetzt will ich nichts mehr davon hören, daß mit ihm nichts los sei. Da ist eine ganze Menge los!

Krimi- und Rahmenhandlung sind jetzt besser ineinander verzahnt. Alles, was passiert, hat irgendeinen Sinn – und an der Suspense-Schraube wird fleißigst gedreht. Anfangs ist Andrea fröhlich, frisch verliebt und glücklich. Sie ist nur ein bißchen paranoid, weil irgendwo ein Irrer rumläuft.
Solange, bis der ihr zu nah kommt. Ab da macht er sich fleißig daran, ihr Leben zu zerstören.
Ich muß sagen, ich bin inzwischen ganz zufrieden. Mal gucken, was die nächste Überarbeitung ergibt – spätestens in England ist die an der Reihe. Man muß ja vor Ort gucken, wie das alles aussieht!

Zeichnungen zu „Eine ehrenwerte Familie“

Lang angekündigt, endlich da: Die neuen Zeichnungen! Den Fußballspielen sei dank, denn dabei kann man hervorragend zeichnen.
May I introduce to you… die neuen Charaktere in „Eine ehrenwerte Familie“:

Trisha, 17jährige Millionärstochter:

ihr Freund Andrew, 19jähriger Gitarrist:

Dave, der Entführer… bin nicht zu 100% zufrieden, aber egal:

und Julie, Tochter von Andrea und Gregory:

Ich hätte jetzt gern ein bißchen Lob, weil sie Mama und Papa ähnlich sieht:

Zu finden gibt es das alles hier: Galerie
Ich habe jetzt ein Album für diese Geschichte und ihren Vorgänger angelegt, denn für eigene Alben ist das eigentlich jeweils zuwenig. Ich habe hier auch immer noch eine Vorlage für Dan Sullivan, die ich noch umsetzen möchte, aber dafür muß ich sie erst mal scannen usw. … Einmal bitte soziopathischer, gelackter Amerikaner, bitte! 😉

Ob ich noch lang drumherum komme, was für die Uni zu tun? 😉

Zeitvertreib

Hat jemand meine Motivation gesehen? Nachdem ich heute den ganzen Tag (fast) in der Uni war, hat sie sich wohl so erschreckt, daß sie sich versteckt hat. Toll. Gut, daß ich morgen nicht hinfahre. Vielleicht kommt der Feigling dann wieder raus.
Jedenfalls hat es gerade noch dafür gereicht, endlich neue Soundtracks zu basteln. Ob die so bleiben, weiß ich noch nicht, denn die sind ziemlich kurz – allerdings hat jedes Kapitel sein eigenes Lied.

Hier „Knights of Truth“:

und „Eine ehrenwerte Familie“:

Ich muß mir dringend überlegen, was ich als nächstes anstelle. Vielleicht doch überarbeiten? Mir gefällt ja immer noch nicht, wie langweilig das Kennenlernen von Gregory und Andrea in „Am Abgrund seiner Seele“ verläuft. Eine Studentenparty. Hm. Allerdings eignet sie sich abseits ihrer unspektakulären Art sehr gut zur Charakterisierung speziell von Jack.

Er hatte dunkelblondes, glattes Haar, das er aber pingelig frisiert hatte, sah ein wenig jünger aus und wirkte trotz seiner Größe etwas schmächtig. Ihm war anzumerken, daß er sich für die Frauen herausgeputzt hatte. So etwas sah ich auf den ersten Blick.
Ich wandte mich wieder ab und überlegte, ob ich nicht auch tanzen sollte, als ich im Augenwinkel sah, wie der junge Mann sich zu meinem Sitzbachbarn herüberbeugte und aufgrund der Lautstärke der Musik so laut zu ihm sprach, daß ich es auch verstehen konnte. Ich hätte mir nichts dabei gedacht, aber ich wurde sofort aufmerksam, weil er kein Englisch sprach, sondern Deutsch.
„Also, du kannst sagen, was du willst, aber das ist ein prachtvoller Hintern“, fand er und starrte ungeniert auf die blonde Tänzerin.
„Die ist eher was für dich“, erwiderte mein Nachbar ohne erkennbaren Enthusiasmus.
„Stimmt. Im Gegensatz zu dir interessiert mich sowas wenigstens.“
Ich versuchte, sie nicht anzustarren, während ich ihrem Gespräch lauschte. So sehr, wie es mich erstaunte, hier jemanden auf Deutsch reden zu hören, konnte ich nicht weghören. Die beiden sahen aus wie Engländer, deshalb war ich so überrascht. Jetzt war meine Neugier geweckt.
„Du gehst mir auf den Keks, Jack. Du weißt, daß ich nicht der Typ dafür bin.“
„Ja, leider! Sex macht auch ohne Liebe Spaß, glaub es mir … Ich meine, diese blonde Schönheit da vorn … da stimmt doch alles! Großartiges Fahrgestell …“
Die Art, wie er das sagte, brachte mich unwillkürlich zum Lachen. Ich konnte es mir absolut nicht verkneifen und wäre am liebsten im Boden versunken, vor allem als die beiden mich irritiert ansahen. Ich sah mich genötigt, eine Erklärung abzuliefern und tat das ebenfalls auf Deutsch. Es fühlte sich ungewohnt an, denn ich hatte meine Muttersprache seit Monaten nicht gesprochen.
„Frauen sind keine Autos“, sagte ich grinsend.
„Oh verdammt“, stöhnte Jack. „Da sage ich das alles auf Deutsch, damit mich niemand versteht, und was ist?“

Dumm gelaufen würde man da wohl sagen 😉 Jedenfalls finde ich diesen Einstieg großartig und der paßt super zur Party. Da die beiden auch nicht dasselbe studieren, können sie sich auch im Hörsaal nicht begegnen. Wie unpraktisch!

Vielleicht überlege ich mir morgen was in der Sonne, beim Grillen … 🙂

Da gibts was auf die Ohren!

Eine eigenwillige Angewohnheit von mir ist, für jede Geschichte einen Soundtrack zu basteln. Aus den Liedern, die ich beim Schreiben höre oder die sonstwie gut passen, stelle ich mir eine Liste zusammen und ordne die Lieder einzelnen Kapiteln zu. Das funktioniert teilweise so gut, daß ich mich später beim Hören auch immer an den verknüpften Text erinnern kann.

Leider finde ich die entsprechende Bilddatei vom „Kristall der Könige“ nicht mehr, aber kennzeichnend ist hier zum Beispiel „Getting away with murder“ von Papa Roach. Ich habe es „Kaylas Rache“ genannt. Schließlich kommt sie auch mit einem Mord davon! Insgesamt waren das 36 Titel, glaube ich.

„Die Feinde des Kristalls“ hat viel von James Newton Howard an Bord, aber kennzeichnend ist hier für mich „Sarabande de Noir“ von Subway to Sally.

„Der Kristall des Schattens“ hat sich auch sehr fleißig bei anderen Soundtracks bedient, allen voran bei „Batman Begins“. Übrigens fällt mir beim Studieren des Tracklists gerade auf, wieviele Titel ich schon doppelt verwendet habe…

„Die Tochter der Unsterblichen“ hat ebenfalls sehr viel von James Newton Howard. Da gibt es diese eine Szene, in der Arinaya fast von den Lebenshäschern getötet wird. Wer kann, sollte sich mal „Kyra’s Tape“ von James Newton Howard, The Sixth Sense Soundtrack, anhören. Das ist ganz entsetzlich gruselig.

Oh ja. Genial. Bitte mal „Corynorhinus“ von Newton Howard&Hans Zimmer anhören, zu finden auf dem Soundtrack von Batman Begins. Das habe ich einer Szene zugeordnet, in der Marthian friedlich schlafen geht und dann die grauenhaftesten Visionen im Schlaf hat – womit „Die Lehren der Vergangenheit“ offen endet. Das ist große Klasse.

Hier „Die Zeit der Halbblutmagier“ – am markantesten Nr. 20.

„Die Verderbnis der Magie“:

„Himmelsfeuer“ – die WoW-Spieler unter uns dürften einiges wiedererkennen:

Das hier ist die Liste zu „2017 – Für die Freiheit“, da gibts grad auch irgendwie kein Bild. Maßgeblich hier Nr. 2.

Und „Am Abgrund seiner Seele“ – man beachte The Mamas and the Papas

Der Teufel steckt im Detail!

Ich bin fast am Ende der Geschichte. Das gefällt mir nicht – tut es nie. Eigentlich kommen jetzt nur noch zwei Szenen, das ist ja so gut wie nix. Ich glaub, die lasse ich mir für die nächsten Tage übrig. Heute habe ich immerhin eine Lücke geschlossen, denn aus einer früheren, nicht beendeten Geschichte habe ich den Mißbrauchsfall übernommen, in dem Andrea ein Gutachten erstellen sollte. Am Anfang spricht sie erst mit dem Mädchen und am Ende tritt sie in der Gerichtsverhandlung auf und läßt eiskalt den Anwalt auflaufen, der sie auseinandernehmen will.

„Haben Sie vielleicht sogar Kinder?“
„Ja, zwei Söhne.“
„Umso mehr wundert es mich, daß sie nicht den Instinkt verstehen, den Eltern haben, wenn es um den Schutz ihres Kindes geht!“
„Meine persönliche Einstellung ist hier nicht von Belang.“
„Und ebensowenig meine“, konterte ich. Jetzt hatte ich ihn erwischt.

Diese Szene ist nicht die einzige, die ich aus einer anderen Geschichte übernommen habe. Eigentlich ist das ja alles sehr chaotisch:
Zuerst gab es „2017“, worauf die erste Fassung von „Am Abgrund seiner Seele“ folgte. Darauf folgte dann noch eine Geschichte, aus der nicht nur der Mißbrauchsfall entlehnt ist.
„Am Abgrund seiner Seele“ wurde daraufhin als eigenständige Geschichte konzipiert, bekam die Fortsetzung „Knights of Truth“ und darin taucht ein Autounfall auf, der aus dem alten dritten Teil entnommen ist.
Alles klar? 😉

Aber wie gelegen kommt mir eigentlich am Ende einer Geschichte, daß ich durchs Seriengucken abgelenkt bin!! Heute habe ich Folge 3, 4 und 5 der vierten Tudors-Staffel gesehen – bisher! Ich wußte gar nicht, daß ich anfällig für süchtigmachende historische Seifenopern bin. Naja, Folge 5 war gerade eher Schlachtfest denn Seifenoper.
Es geht um Henry VIII., der mit den sechs Frauen.
Ach ja, richtig! Genau … Mit dem guten Mann war eine ganze Menge los: Wikipedia: Henry VIII of England
Die ersten beiden Staffeln haben sich mit Katharina von Aragon und Anne Boleyn befaßt, die dritte mit Frau Nummer 3, 4 und 5 und gerade geht es immer noch um Frau Nummer 5. Selbst springt der König fleißig durch alle Betten, aber Catherine Howard und ihre Liebhaber hat er ziemlich grausam und blutig enthaupten lassen.
Von wegen Seifenoper.
Die erste Staffel hat mich allerdings in mancherlei Hinsicht zum vierten Teil des Unsterblichen-Epos inspiriert. Darin hat Prinzessin Salistra das gleiche Problem wie Henrys Frauen: Sie schafft es nicht, ein zweites Kind zu bekommen.
Von den ganzen Intrigen mal abgesehen!

Das mit den Inspirationen ist sowieso so eine Sache. Ich lasse mich sehr gern durch Filme inspirieren, manchmal sind es auch Bücher oder irgendwas, was mir zufällig über den Weg läuft.

Wer kennt Der 1. Ritter? Da gibt es diesen unglaublich tollen hochdramatischen Endkampf zwischen Lanzelot und… wie hieß er denn nun? Egal. Der hat mich jedenfalls inspiriert zum Kampf zwischen Godir und Agarin im „Kristall der Könige“.

Zu Kaylas Hintergrund inspiriert hat mich die Geschichte in Johanna von Orleans, die mitansehen muß, wie ihre Schwester vergewaltigt (und ermordet?) wird. Kaylas Schwester ereilt das gleiche Schicksal, nur ist sie glücklicherweise nicht anwesend.

Auch Braveheart wird verbraten: Das ius primae noctis, das wohl eher Fiktion denn Fakt ist, erhält seinen Eingang unter der Tyrannei Drognans in Elinas.

King Kong und Hidalgo standen Modell für einige Gegebenheiten im „Kristall des Schattens“, wenn man jetzt mal an die Wüste denkt und an die Schlucht mit Ungeziefer, die irgendwann meiner Überarbeitung zum Opfer gefallen ist.

Das Unsterblichen-Epos beruht in einigen wichtigen Punkten auf dem Prinzip von „World of Warcraft“, denn die Rollen unter den Freunden sind klar verteilt: Es gibt Krieger, Schurken, Magier und Heiler. Kein Witz 😉
Ein Satz ist sogar eine deutliche Hommage an die Spielergemeinde: „Aber was tust du schon? Du pflückst Blümchen!“
Die Heilerin ist nämlich in der Kräuterkunde bewandert, während der, den ich am ehesten als Krieger charakterisieren würde, von Beruf Schmied ist. Nilas ist sehr deutlich ein Schurke, er trägt zwei Dolche und benutzt allerhand merkwürdige Dinge, um sich aus dem Staub zu machen.
Der Tempel des unendlichen Schlummers und die ganze Gegend um ihn herum wurden inspiriert vom Gebiet Azshara, die Dunkelschleicher von … wie hießen die noch gleich? Felshetzern.

Ein Bild aus Das Schweigen der Lämmer hat Eingang in „Die Zeit der Halbblutmagier“ gefunden: das des gekreuzigten Polizeibeamten. Wo, sage ich nicht 😉

„World of Warcraft“ ist auch schuld an „Himmelsfeuer“. Die hoch im Norden gelegene Gegend, das Nordlicht, die Zitadelle von Carmoth – der geneigte WoW-Spieler dürfte da einiges wiedererkennen.

Ich fand sehr, sehr gruselig, wie sehr Das Schweigen der Lämmer in „Am Abgrund seiner Seele“ steckt. Im Detail.
Erinnert sich noch jemand, wie das lebend gerettete Opfer von Buffalo Bill hieß? Genau, Catherine. Meine Caroline hieß zuerst Catherine. Ich bezweifle, daß das ein Zufall ist.
Genauso wie der Regisseur Jonathan Demme anscheinend Namenspate für meinen Serienmörder ist, denn der heißt auch Jonathan.
Und erschreckenderweise ist Clarice Starling eine Profilerin in der Ausbildung!
Ich hab den Film seit Jahren nicht gesehen, ich schwöre … Man sollte dringend mal Forschungen über sein eigenes Unterbewußtsein anstellen.

Manche Blitzideen sind auch einfach nur furchtbar makaber. EinsLive ist schuld. An dem Tag, an dem ich den Showdown für „Am Abgrund seiner Seele“ an einem Stück runtergeschrieben habe, waren die so freundlich, ein bestimmtes Lied zu spielen. Ich weiß nicht mehr, warum. Aber es fand Eingang in der Geschichte.

Ich versuchte tunlichst nicht, an meinen Fesseln zu zerren, denn in meinen Händen kribbelte es jetzt schon taub. Das hätte es nur verschlimmert.
Er schaltete das Radio an. Mit großen Augen lauschte ich der belanglosen Musik. Sie war alt, ich kannte sie von meinen Eltern – The Mamas and the Papas. Dream a little dream of me. Mir schnürte sich die Kehle zu, während ich dem lasziven Gesang lauschte. Just hold me tight and tell me you‘ll miss me …

Gemein. Ich weiß. Wenn ich das Lied jetzt höre, kriege ich eine Gänsehaut. Und ja, ich hatte es beim Schreiben laufen. Vielleicht war das der Fehler.

Hm … eigentlich müßte ich dringend noch eine Folge Tudors gucken!

Letzter Satz für heute: Aufgeregt war ich trotzdem.

Recherche nachts um eins

Im Dezember habe ich an „Am Abgrund seiner Seele“ (1. Fassung) gearbeitet. Sonntags abends nach einer neuen wunderbaren Folge von „Criminal Minds“ packte es mich plötzlich und ich surfte auf der Suche nach Informationen durchs Netz.

Zuerst blieb ich bei der Einordnung in verschiedene Serienmörder-Kategorien hängen. Die populäre Einteilung in organisierte und unorganisierte Täter, die das FBI so gern trifft, deckt ja einfach nur einen minimalen Bereich ab…
Es gibt sechs verschiedene Typen:

– Sexualmörder
– Raubmörder
– Beziehungsmörder
– Gesinnungsmörder
– Bedarfsmörder
– und tatsächlich auch der Auftragsmörder
mehr dazu hier!

Ich habe mich – nicht erst in diesem Moment – für einen Sexualmörder entschieden, den am häufigsten vorkommenden und auch mit den gruseligsten Serienmördertyp. Auf jeden Fall gibts da eine Menge zu analysieren.

Meine Suche führte mich dann weiter ausgerechnet zu Fachartikeln der Verhaltensanalytiker des FBI – ich war also an der richtigsten aller Adressen. Für meine Recherchearbeit waren die beiden folgenden Artikel von immenser Bedeutung, allerdings ist besonders der zweite mit Vorsicht zu genießen, denn für schwache Gemüter ist das nix!

The Criminal Behavior of the Sexual Rapist
The Criminal Sexual Sadist

Ich saß also hier nachts um kurz vor eins, bewaffnet mit Textmarker und Notizbuch und fragte mich, während ich die Vorlieben der Mörder herausschrieb: Was zum Teufel mache ich hier eigentlich gerade??
Man hält sich zwischenzeitlich ja schon irgendwie für übergeschnappt.

Die Ideen sprudelten jedenfalls über. Ich habe nachts noch Pläne geschmiedet, mein Notizbuch vollgeschmiert, habe an der Story fleißig herumgestrickt und die ganzen Ideen noch mit ins Bett genommen.
Das führte am nächsten Tag dazu, daß ich alles schon aufgeschrieben habe. Eigentlich war ich noch gar nicht an der entsprechenden Stelle, aber ich habe massiv vorgegriffen und beim Schreiben alles entwickelt. Ich habe den Fall rückwärts aufgerollt und an diesem Tag 10000 Wörter geschrieben – in der Textverarbeitung macht das 17 Seiten. Das war die Schlüsselszene der ganzen Story. Und man merkt, daß die aus einem Guß ist – wenn man sie von vorn bis hinten liest, verschlägt es einem den Atem. Interessanterweise klappt das nicht, wenn man mittendrin anfängt.

Und dann war ich angefixt. Ich habe noch nie eine Story so schnell geschrieben wie diese und noch nie so sehr mit Leib und Seele dringehockt.

Ein paar Gedanken zu meinen Fantasyarbeiten

Seit ein wenig Zeit verstrichen ist und ich bewußt von unterschiedlichen Dingen erzählt habe, ist mir erst klar geworden, was ich schreibe – und warum. Daß es viele Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten in meinen Geschichten gibt. Vor allem möchte ich festhalten: Gewisse Dinge habe ich bewußt so gewählt.

Kristall-Trilogie

Die Kristall-Trilogie erzählt vor allem eins: eine große Liebesgeschichte. Hätte man mich kurz nach Erscheinen des ersten Buches darauf angesprochen, hätte ich das vehement abgestritten und betont, daß es das gerade nicht sein sollte, denn man will ja die männliche Leserschaft nicht vergraulen. Zwar passiert das auch mit Liebesgeschichte nicht, aber die Geschichte von Agarin und Kayla ist die kompromißloseste Lovestory, die meiner Feder entsprungen ist. Den absoluten Höhepunkt findet sie im letzten Teil der Trilogie, mit dem ich gerade deshalb lange nicht im Reinen war und den ich eigentlich von Grund auf neuschreiben wollte, hätten mir nicht Zeit und Motivation gefehlt und vor allem – andere Ideen. Denn letztlich wäre es darauf doch wieder hinausgelaufen. Irgendwie will diese Geschichte einfach erzählt werden…
Die Kristall-Trilogie ist auch gleichzeitig diejenige, die sich am stärksten an genreüblichen Motiven orientiert. Der gebrochene Held, die große Quest, die klassischen Werte wie Freundschaft und Tapferkeit, sie alle finden sich dort. Sie ist stellenweise unglaublich witzig, erzählt ein spannendes Abenteuer und verzichtet dabei weitgehend auf die typischen magischen Elemente, die man in Fantasy oft findet. Auch das ändert sich erst im dritten Teil.
Was das Handwerkszeug angeht, habe ich mich nicht von den klassischen Perspektiven einschränken lassen, sondern verlasse immer wieder den allwissenden Erzähler, um in eine rein personale Perspektive zu wechseln. Warum? Weil beides unterschiedlichen Zielen dient. Soviel Freiheit muß sein.

Unsterblichen-Epos

Magie! Worauf ich in der Kristall-Trilogie keine Lust hatte, ist zentrales Element des Unsterblichen-Epos, ursprünglich als Trilogie angelegt. Spannend fand ich vor allem den Gedanken, daß der Held einmal nicht die zentrale Figur ist. In der Kristall-Trilogie ist das anders – Agarin ist der Held, Agarin steht im Mittelpunkt. Nicht so jedoch hier. Ich treibe das sogar soweit, daß sich in jedem Roman ein Wechsel der zentralen Figuren vollzieht. Steht am Anfang noch Arinaya im Mittelpunkt, ist es bald Lelaina und zuguterletzt Marthian, bis sich der Kreis wieder schließt. Mir fällt bislang kein Roman ein, der ähnlich vorgehen würde, denn üblicherweise beschränkt sich die Wahl der zentralen Figur auf den Helden. Langweilig! Ich liebe meine Charaktere und den Wechsel, den sie durchmachen, und das will ich würdigen.
Natürlich geht es im Unsterblichen-Epos auch um Liebe und Freundschaft – teilweise so kompromißlos, daß es auch für mich überraschend kam. Das Opfer, das Marthian im zweiten Teil für seine Frau bringt, hat den dritten überhaupt erst ermöglicht – der einzige aller Romane, den ich nicht als High Fantasy, sondern als Dark Fantasy klassifiziere. Aber trotzdem ist hier nicht die Liebe das zentrale Element, sondern die Magie. Einzig der vierte Teil weicht davon etwas ab.
Was das Unsterblichen-Epos in jedem Fall ist: weniger zimperlich. Man kann seinen Helden ja nicht immer nur drohen und dann geht doch alles gut!

Himmelsfeuer

Und schon wieder wollte ich von etwas weg, was zuvor kennzeichnend war. Diesmal hat es die wunderbare Naivität getroffen, die einem in Fantasyromanen immer wieder begegnet: Es gibt zwar Schwierigkeiten, aber der Held meistert sie alle bravourös. Scheitern ist nicht vorgesehen.
Himmelsfeuer soll anders sein: keine nennenswerte Magie, kein fröhlicher Abenteuergeist („wir sind zu einer besonderen Aufgabe auserkoren!“), sondern der Wunsch, historische Fantasy zu erzählen. Diesmal gibt es keine merkwürdigen Kreaturen und außergewöhnliche Orte, sondern im Zentrum steht meine Heldin Caelidh, die wenig mit ihren Zeitgenossen gemein hat und jeden Tag aufs Neue darum kämpft, ihre Freiheit in einer Welt zu erhalten, die ihr keine Freiheit zugestehen will. Sie ist eine streitbare Heldin, bei der ich mich bewußt dazu entschieden habe, sie nicht immer nur sympathisch und bewundernswert erscheinen zu lassen, sondern gern auch schwierig und eigensinnig. Sehr deutlich wird das vor allem deshalb, weil ich diesmal aus der Ich-Perspektive erzähle. Konnte ich mich bislang nie für einen weiblichen oder männlichen Helden entscheiden, weil ich einerseits Feminismus und andererseits Klischees befürchtete, fiel in Sachen Ich-Perspektive die Wahl ganz klar auf eine Frau, denn noch kann ich in keinen männlichen Kopf schauen! Aber auch hier bleibt die Perspektive nicht konstant, denn der Prolog wird aus personaler Perspektive erzählt.
Vermutlich auch bedingt durch meinen Studienwechsel ist diese Geschichte psychologischer als die anderen und ich denke, sie ist auch realitätsnaher, sofern man das von Fantasy behaupten kann. Ich wollte sie knallhart und mit Ecken und Kanten, denn wo ist die Welt schon heile…

und was haben sie gemeinsam?

Da gibt es vor allem eins: starke Frauen. In keiner meiner historisch angelegten Fantasywelten haben Frauen es leicht und eigentlich sind sie nicht diejenigen, die sich auf eine gefährliche Reise begeben, auf der auch gekämpft werden muß. Aber es wäre zu einfach und zu langweilig, sie deshalb an den Rand zu stellen und zuschauen zu lassen. Deshalb ist Kayla ein traumatisiertes Mädchen, das den Umgang mit dem Schwert lernt, um sich selbst zu schützen und deshalb fähig ist, das Abenteuer zu bestehen. Arinaya hingegen ist eine gewöhnliche junge Frau, die sich erst zeigen lassen muß, wie man sich selbst verteidigt und im Gegensatz zu Kayla erreicht sie darin auch keine Perfektion.
Nur Caelidh hat als ausgebildete Kriegerin keinen besonderen persönlichen Hintergrund, der sie an Waffen heranführt, sie lernt es in ihrer Ausbildung – und trotzdem ist sie als Frau mit einem Schwert nicht alltäglich in ihrer Welt, wobei das bei ihr noch am mildesten ausgeprägt ist. Das wollte ich auch, denn es nervt mich, daß den Heldinnen ein Sonderstatus zuerkannt wird, der sich aus den Hintergründen ihrer Welt ergibt.
Der sorgt aber auch für genügend Gesellschaftskritik in allen drei Welten. Allen Heldinnen ergeht es so, daß man ihnen bloß aufgrund ihres Geschlechts weniger zutraut und sie alle müssen auf die eine oder andere Weise erfahren, daß diese Geringschätzung nicht bei Worten bleibt. Ein Thema, das meines Erachtens nach aktueller ist, als man meistens denkt.

Allein Geschichten gemeinsam sind auch starke, wandlungsfähige Charaktere. Ich bin grundsätzlich kein besonderer Freund von Beschreibungen à la Tolkien, der auch dem letzten Grashalm in Mittelerde einen Namen gibt, und obwohl auch ich natürlich beschreibe, lege ich meinen Schwerpunkt auf die Handlung und die Psychologie der Charaktere. Sie sollen unverwechselbar und interessant sein, denn es gibt schon genug Figuren, die in eine unbekannte Situation geraten und wie selbstverständlich daran wachsen. So selbstverständlich ist das gar nicht!
Das meiner Meinung nach stärkste Figurengespann findet sich in der Kristall-Trilogie, weil sie den stärksten Verbund darstellen. Im Unsterblichen-Epos sind es mehr die einzelnen Charaktere, die wechselnd im Vordergrund stehen, und in Himmelsfeuer habe ich mich an ein Thema gewagt, das mir eigentlich fremd ist: Geschwisterliebe. Caelidh kämpft wie eine Löwin für ihre kleine Schwester und das macht sie für mich so sympathisch.

Ich schreibe grundsätzlich eher handlungslastig und verstehe mich nicht besonders auf öde Passagen, in denen die Helden von A nach B reisen oder wo sie mal so etwas wie Alltag erleben. Meine Stärke liegt in psychologisch ausgefeilten Szenen; Ereignissen, die den Charakter prägen und ändern und nicht folgenlos für ihn und andere bleiben. Dem Feind ins Auge zu schauen und seine eigene Angst zu besiegen, das erscheint mir reizvoll. Meine Charaktere müssen verschiedene Prüfungen bestehen und ich gebe unverhohlen zu, auch mir als Autor sind spannende Szenen am liebsten. Ich fiebere beim Schreiben genauso mit und finde es seltsam genug, daß gerade ich manchmal die Handlung meiner eigenen Geschichten erlebe, als würden sie ein Eigenleben entwickeln. Genauso ist es auch mit den Charakteren: Sie werden erst greifbar für mich, wenn ich mir ein Bild von ihnen gemacht und sie gezeichnet habe. Umso schwieriger ist es auch, sich von ihnen zu verabschieden, wenn alles erzählt ist. Jede einzelne Figur ist mir sehr ans Herz gewachsen – manche sogar stärker, als ich dachte.