„Wie wichtig ist das Setting in deinen Geschichten?“

In meinen Fantasygeschichten war das Setting nicht so wichtig, denn ich konnte es mir nach meinen Bedürfnissen selbst stricken. Anders ist es, seit ich Thriller schreibe.
Man hat mich schon oft gefragt, warum meine Thriller in England spielen – und es schon manchmal kritisiert. Manche Verlage hätten gern, daß ein deutscher Autor auch ein deutsches Setting nutzt. So, als wäre nur das glaubhaft.
Aber das stimmt nicht. Ich habe mich für England entschieden, weil in Deutschland einfach nicht die Profiling-Kultur existiert, die ich bräuchte; in England aber sehr wohl. Und außerdem: Wie klingt denn bitte CSI Oer-Erkenschwick? Es gibt einfach kein deutsches Setting, das mich reizen würde (obwohl ich im siebten Teil der Thriller-Reihe durchaus mal Gregorys deutsche Familie in Bielefeld besuche). Außerdem denke ich, daß den deutschen Leser ein fremdes Setting reizen dürfte!
England mag ich sehr, ich war auch schon oft dort. Die abgelegene, teils historische Stadt Norwich mit ihrem ländlichen Flair hat sich mir als Setting schon aufgedrängt, bevor ich dort war. Die Stadt bietet mir genau das, was ich für den Thriller gesucht habe. Natürlich muß man besser recherchieren, wenn man ein fremdes Setting wählt.
Daß das aber gut gelungen ist, habe ich im Folgejahr herausgefunden, als ich mir die Orte meines Geschehens persönlich angeschaut habe – und feststellen durfte: Ich habe den Nagel auf den Kopf getroffen.
Ohne dieses Setting wäre die Geschichte auch einfach nicht das, was sie ist …

CIMG4317

„Schreibst du lieber aus der Sicht von männlichen oder weiblichen Charakteren?“

Meist sind die Charaktere, aus deren Sicht ich schreibe, weiblich. Das liegt ganz einfach daran, daß ich selbst eine Frau bin und das natürlich sehr viel leichter zu gestalten ist. Aber je nachdem, welchen männlichen Charakter man hat, ist das gar nicht so anders – Spaß macht es auf alle Fälle. Es spornt mich an und fordert mich heraus.
Um das dann aber auch glaubhaft hinzubekommen, lasse ich immer meinen Mann drüberschauen oder frage ihn auch gerne im Vorfeld, ob diese oder jene Handlung oder Reaktion für einen Mann Sinn machen würde. Das ist mir sehr wichtig.
Eigentlich schreibe ich aus beiden Perspektiven sehr gern, aber nicht immer machen auch beide Sinn. Das entscheide ich ganz individuell.

„Was denkst du über Word Wars bzw. dem schnellen Schreiben von viel Text in wenig Zeit?“

Ich schreibe seit der Grundschulzeit und habe das meistens allein getan – in jeder freien Minute. Über die Jahre hinweg habe ich festgestellt, daß ich rund 4000 Wörter am Tag schaffen kann, ohne daß die Qualität leidet. Das war alles noch vor Zeiten des Internets oder Battles und lange bevor ich von Dingen wie dem aktuell stattfindenden Nanowrimo wußte.
Als ich mich dann mit anderen Autoren ausgetauscht habe, war ich überrascht, festzustellen, daß meine 4000 Wörter alles andere als durchschnittlich sind – wie ich jetzt weiß, ist das eher viel für ein Tagespensum. Insofern könnte man mich wohl zu den Schreibern zählen, die schnell viel in wenig Zeit schaffen (1000 Wörter in einer Stunde? Kein Ding.).
Das mache ich aber nicht, weil ich irgendwelche Rekorde brechen oder mich mit jemandem messen möchte. Und, wie gesagt, ich schreibe deshalb auch keinen Schrott. Ich bin zwar niemand, der schon während des Schreibens darüber sinniert, ob man das nicht schöner schreiben könnte. Für sowas ist das spätere Editieren da. Ich lasse mich davon beim Schreiben absolut nicht aufhalten.
Insofern hab ich zum schnellen Schreiben irgendwie keine besondere Meinung – ich tue es einfach …

„Schreibst du immer nur an einem Projekt oder an mehreren parallel?“

Montagsfrage folgt auf Montagsfrage … und diese finde ich wieder besonders interessant, denn ich habe sie in dem gerade zuvor erwähnten Autorenforum auch bereits gestellt. Dort hatte ich den Eindruck, daß viele andere Autoren es schaffen, an mehreren Geschichten gleichzeitig zu arbeiten.
Ich kann das nicht. Ich muß meine Ideen schön linear abarbeiten und ich werde schon nervös, wenn mich beim Schreiben einer Geschichte die Idee für eine andere Geschichte anspringt. Dann muß ich mich entscheiden, was ich denn nun wirklich weiterverfolge. Beides auf einmal geht einfach nicht. Zumindest nicht bei mir. Muß irgendwas damit zu tun haben, daß ich doch sehr tief in die Geschichten eintauche.

„Bist du Mitglied in einem oder mehreren Schreibforen? Haben sie dir geholfen?“

Seit 2010 bin ich Mitglied im Tintenzirkel, was irgendwie seltsam ist – denn der Tintenzirkel ist ein Fantasyautorenforum und zu der Zeit habe ich gerade mit Fantasy aufgehört. Also eigentlich ziemlich bescheuert. Aber nur eigentlich, denn dort habe ich sehr viel darüber gelernt, wie man am besten einen Veröffentlichungsversuch (oder auch mehrere) unternimmt. Darüber wußte ich vorher nicht so richtig viel. Ich hatte zwar beschlossen, mich an eine Agentur zu wenden – aber welche? Und wie? Im Tintenzirkel habe ich herausgefunden, wie man das macht. Und wie es anderen dabei ergeht, Agenturen und Verlage zu suchen. Das hat alles sehr weitergeholfen.
Ansonsten bin ich nur noch in einem kleinen Forum Mitglied. Es gibt leider nicht allzu viele wirklich gute Schreibforen. Oder ich hab sie noch nicht gefunden …

„Welches Genre schreibst du bevorzugt und warum?“

Bevorzugt? Thriller und Fantasy. In die Crime-Ecke bin ich schon als Kind gerutscht – meine ersten Romanversuche waren Kinderkrimis, gefolgt von sozialkritischem Erwachsen-werden-Zeug. Da hab ich irgendwann einen krassen Gegensatz gebraucht und jahrelang Fantasy geschrieben; sowohl Herr der Ringe-Fanfictions als auch später eigene Werke. Die Kristall-Trilogie, das Unsterblichen-Epos und Himmelsfeuer sind damals entstanden.
Fantasy hat mir deshalb gefallen, weil da die Kreativität fast keine Grenzen kennt und man im Bereich der High oder Historic Fantasy auch immer Schwerter einbauen kann 😉 (Gut, in vielen anderen auch.) Ein großer Weltenbauer war ich dabei nie; mir waren schon immer Charakterentwicklung und Handlung am wichtigsten.

Mit Beginn meines Psychologiestudiums wurde dann wahr, worauf ich immer gewartet, mich aber nie getraut habe: Ich habe begonnen, Psychothriller zu schreiben. Als Übergang gab es da noch eine Dystopie, was für mich thematisch auch immer noch nicht vom Tisch ist. Diese Dystopie mutierte damals zur Lovestory und war damit zwar nicht mehr zu gebrauchen, aber immerhin so schön, daß ich kurzerhand die Charaktere entwendet und in den Thriller transferiert habe.
Ich habe erst damals damit begonnen, weil ich immer schon Psychothriller mit Profiling-Schwerpunkt schreiben wollte, schon viele Jahre lang. Da war mir allerdings der fachliche Hintergrund und die Recherche so wichtig, daß ich mich bis zur Aufnahme des Studiums nicht da rangetraut habe. Die einzig richtige Entscheidung, wie ich heute weiß, denn ab da hat es mir keinerlei Mühe mehr bereitet, mein Fachwissen mit einer Handlung zu verweben.

Ja, und Dystopien … ich habe einen morbiden Hang zum und eine Vorliebe für den Weltuntergang. Das Nachfolgeprojekt meiner Thriller-Reihe wird ein Reboot meiner Dystopie sein. Mehr Dystopie, weniger Lovestory und andere Charaktere 😉

Wenn du lange in einen Abgrund blickst … – „Sag, es tut dir leid“ von Michael Robotham

Psychothriller haben des Öfteren die Eigenschaft, ins Parapsychologische oder Esoterische abzugleiten oder mit schlechter Recherche zu erschrecken. Bei dem australischen Autor Michael Robotham ist das anders. Wo bei seinen Büchern Psychothriller draufsteht, ist auch Psychothriller drin – und zwar mit handfester, fachlich korrekter Recherche, die auch in seinem aktuellen Roman „Sag, es tut dir leid“ mit einer spannenden Handlung verwoben wird.

Als Piper Hadley und ihre Freundin Tash McBain spurlos aus dem kleinen Ort Bingham bei Oxford verschwinden, erschüttert es das ganze Land. Trotz aller Bemühungen können sie nie gefunden werden. Isoliert von der Außenwelt werden sie von ihrem Entführer gefangen gehalten, bis Tash nach drei Jahren die Flucht gelingt. Kurz darauf entdeckt man ein brutal ermordetes Ehepaar in seinem Haus in Oxford. Der Psychologe Joe O’Loughlin, der einen Verdächtigen befragen soll, vermutet, dass dieses Verbrechen mit der Entführung der beiden Mädchen in Zusammenhang steht. Währenddessen hofft Piper verzweifelt auf Rettung durch ihre Freundin. Doch mit jeder Stunde, die sie ausbleibt, wächst ihre Angst. Denn der Mann, der sie in seiner Gewalt hat, ist in seinem Wahn zu allem fähig.

Wer jetzt an eine Geschichte vom Format einer Natascha Kampusch denkt, liegt nur teilweise richtig. Es beginnt zwar mit einer Art Tagebucheintrag des verbliebenen Entführungsopfers Piper und das Mädchen kommt auch im weiteren Verlauf immer wieder auf diese Weise zu Wort. Richtig ist auch, dass diese Passagen gelegentlich an der Grenze des Erträglichen kratzen, allerdings erzeugen gerade sie auch eine beinahe unerträgliche Spannung, die es schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen.
Tatsächlich ist „Sag, es tut dir leid“ jedoch eine Geschichte, die sich vor allem auch mit den Abgründen der Menschen im näheren Umfeld der verschwundenen Mädchen befasst – mit familiären Problemen, geplatzten Träumen und der Kluft zwischen Schein und Sein. Der Autor äußert sich hier über seine Beweggründe, die hinter dem Roman stehen.

Unversehens rutscht Joe O‘Loughlin in die Ermittlungen, als ein Ehepaar ermordet in seinem Haus aufgefunden wird. Nicht ganz freiwillig unterstützt er die Polizei bei ihren Ermittlungen und entdeckt, dass Tash zum Zeitpunkt der Ermordung des Ehepaars ebenfalls im Haus war. Mit seiner langjährigen psychologischen Erfahrung versucht er, die Wahrheit um das Ehepaar, Tash und dem Verdächtigen Augie Shaw herauszufinden. Über allem schwebt dabei die Frage: Wo ist Piper?

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe Romane um Joe O‘Loughlin und Ermittler Vincent Ruiz. Beide Charaktere überzeugen auch diesmal durch eine detaillierte Charakterzeichnung, eine sehr lebensnahe Gestaltung und einen sympathischen Sarkasmus, der für einige Lacher sorgt.
Auf der einen Seite ist da Psychologe Joe, aus dessen Ich-Perspektive die Geschichte erzählt wird. Trotz seines jungen Alters leidet er bereits an Parkinson und personifiziert seine Erkrankung als Mr. Parkinson. Auf der anderen Seite ist da Detective Inspector Vincent Ruiz, inzwischen im Ruhestand; ein abgeklärter älterer Herr, der immer wieder für kernige Bemerkungen zu haben ist:

„Ich dachte, ihr beiden zerwühlt munter die Laken“, sage ich.
„Über den Sex beschwere ich mich auch gar nicht, aber sie will, dass ich Gefühle habe.“
„Gefühle?“
„Ich habe ihr erklärt, ich habe genau drei.“
„Drei?“
„Ich bin hungrig, geil und müde – in der Reihenfolge.“

Die Erzählung in der Ich-Perspektive und im Präsens ist ein Merkmal von Michael Robotham, an das man sich schnell gewöhnt. Sein Stil zieht den Leser mühelos durch die Geschichte, ist an den richtigen Stellen detailliert, wird aber nie langweilig. Sowohl Charaktere als auch Handlung sind stark und glaubwürdig gestaltet, das Buch überzeugt auf allen Ebenen. Im Vergleich etwa zu seinem Vorgängerroman „Dein Wille geschehe“ tritt die psychologische Expertise zwar etwas in den Hintergrund, aber das fällt dem gefesselten Leser kaum auf.
Die falschen Fährten sind geschickt gelegt, die letzten hundert Seiten liest man in einem Rutsch. Einzig das Ende ist, wie so oft bei Thrillern, recht knapp gehalten.
Ein echter, hochwillkommener Pageturner für verregnete Herbstabende!

Goldmann
Klappbroschur, 475 Seiten
ISBN 978-3-442-31316-7
bereits erschienen
14,99 Euro

Michael Robotham wurde 1960 in New South Wales, Australien, geboren. Er war lange Jahre als Journalist für große Tageszeitungen und Magazine in London und Sydney tätig, bevor er sich ganz seiner eigenen Laufbahn als Schriftsteller widmete. Mit seinen Romanen sorgte er international für Furore und wurde mit mehreren Preisen geehrt. Michael Robotham lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Sydney.

Rezension für flipintu.com von Dania Dicken

Von Zigeunersoße und Kamelen: „Erwartung“ von Jussi Adler-Olsen

In Zeiten, in denen über die politische Korrektheit der Namensgebung einer Zigeunersoße diskutiert wird, erreicht Jussi Adler-Olsen mit seinem fünften Band um den knurrigen Polizisten Carl Mørck eine tagesaktuelle Brisanz. Organisierte Kriminalität im Milieu der Roma und Sinti, Korruption in Zeiten der Finanzkrise, das immer wachsame Auge von Mørcks syrischem Assistenten Assad – das sind nur einige Stichworte dessen, worum es in „Erwartung“ geht.

Marco ist fünfzehn und hasst sein Leben in einem Clan, dessen Mitglieder von ihrem gewalttätigen und zynischen Anführer Zola in die Kriminalität gezwungen werden. Als er sein Sklavendasein nicht mehr aushält und flieht, stößt er ganz in der Nähe von Zolas Wohnsitz auf eine Männerleiche …

Die Suche nach dem Mörder führt Carl, Assad, Rose und Gordon, den Neuen im Sonderdezernat Q, tief hinein in das Netzwerk der Kopenhagener Unterwelt, in den Sumpf von Korruption und schweren Verbrechen in Politik und Finanzwelt- und sie zieht Kreise bis in den afrikanischen Dschungel.

Adler-Olsen schafft es, die verschiedenen Settings und Handlungsstränge kunstvoll, aber mühelos miteinander zu verflechten. Der Beginn in Afrika erstaunt, doch schon bald wird klar: Alles hat mit allem zu tun. Und im Zentrum steht der fünfzehnjährige Marco, der zu einer Bande krimineller Roma und Sinti gehört und sich nichts mehr wünscht als das ganz normale Leben eines Jugendlichen seines Alters. Seine Aufgewecktheit und insbesondere sein Bildungshunger sind Zola schon lange ein Dorn im Auge, so dass Marcos Flucht aus seiner Bande zu einem frühen Zeitpunkt der Erzählung nur folgerichtig erscheint. Damit erreicht die Handlung sofort eine Dynamik, die es schwer macht, das Buch wieder aus der Hand zu legen.

Carl, Assad und Rose schlittern, wie so oft, mehr zufällig ins Geschehen, bevor sie die Ermittlungen aufnehmen. Das ganze Drama entspinnt sich um einen Vermißten namens William Stark, über dessen Leiche Marco bei seiner abenteuerlichen Flucht stolpert. Bei Stark laufen die Fäden zusammen, der im Finanzsektor tätige Mann war seinerzeit nach einem Afrika-Aufenthalt verschwunden. Seinen Mördern ist es natürlich ein Dorn im Auge, dass Marco von der Existenz der Leiche weiß – gleichzeitig ohne sich ihrer Bedeutung bewusst zu sein. Allerdings sind jetzt alle hinter ihm her: seine eigene Bande und korrupte Banker. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …

Die Spannung ist gleich zu Beginn der Handlung hoch und verliert auch im weiteren Verlauf nicht mehr an Intensität. Das liegt vor allem an Marco, dessen erwachendes moralisches Bewusstsein ihn früh zum Sympathieträger macht. Seine zerrissene Figur ist jederzeit glaubwürdig und zieht den Leser mit einem gewitzten Charme auf seine Seite. 
Das Lesevergnügen wird daneben aber auch durch Mørcks knurrigen Sarkasmus hochgehalten, denn der resignierte Kommissar kommentiert wie immer die Ereignisse in seinem Umfeld gedanklich bissig und witzig zugleich:

Nicht viele im Präsidium wagten es, ihm so persönliche Fragen zu stellen. Allerdings gab es auch nicht viele, die eine Antwort erwarten durften. Und schon gar nicht einer von diesen Grützköpfen hier.

Aber neben personellen Veränderungen in der polizeilichen Führungsetage macht auch Assistent Assad Mørck das Leben schwer – sei es mit Gleichnissen von Kamelen oder nahöstlicher Musik:

Und bevor Carl auch nur hätte Piep sagen können, dröhnte flächendeckendes Klangbombardement durch das winzige Büro. 
„Donnerwetter“, rief er und schaute sehnsüchtig zur Tür. 
„Das sind Kazamada. Die spielen gemeinsam mit allen möglichen Musikern aus der arabischen Welt“, rief Assad zurück. 
Carl nickte, das bezweifelte er nicht. Das Problem war vielleicht nur, dass Kazamada mit ihnen allen gleichzeitig spielten. Vorsichtig drückte er auf die Stopp-Taste.
Die Stille war ohrenbetäubend.

Wie schon in der Vergangenheit schreibt Adler-Olsen pointiert, witzig, spannend und dabei anspruchsvoll. Einzig zum Ende hin verstrickt er sich ein wenig in den sich überschlagenden Ereignissen, so dass stellenweise sowohl die Logik als auch der Stil einige Brüche hinnehmen müssen. Letzteres mag durchaus auch der Übersetzung geschuldet sein. Beides fällt jedoch nicht stark ins Gewicht. 
Überraschender erscheint da das beinahe unrealistisch positiv gefärbte Ende, vor allem im Gegensatz etwa zum Ende des ersten Teils der Reihe, „Erbarmen“. Darin war ein fröhlicherer Ausgang leichter zu erreichen gewesen und deshalb schmerzlich zu vermissen, während Adler-Olsen in „Erwartung“ das Ruder sehr stark herumreißen muss, um die entstandene Misere aufzufangen. Nichtsdestotrotz werden alle Fäden aufgelöst und der Leser legt das Buch zufrieden und bestens unterhalten aus der Hand.

dtv
Hardcover, 576 Seiten
ISBN 978-3-423-28020-4
erscheint im Oktober
19,90 Euro

Jussi Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 unter dem bürgerlichen Namen Carl Valdemar Jussi Henry Adler-Olsen in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Film. Bevor er 1995 mit dem Schreiben begann, arbeitete er in verschiedensten Berufen: als Redakteur für Magazine und Comics, als Koordinator der dänischen Friedensbewegung, war Verlagschef im Bonnier-Wochenblatt TV Guiden und Aufsichtsratsvorsitzender bei verschiedenen Energiekonzernen. Sein Hobby: Das Renovieren alter Häuser. Er ist verheiratet und Vater eines Sohnes. 1997 erschien sein erster Roman › Das Alphabethaus‹.

Rezension für flipintu.com von Dania Dicken

„Womit schreibst du am liebsten?“

Da ich ein schreckliches Gewohnheitstier bin: An meinem Mac, der auf meinem Schreibtisch steht. Über die Jahre wechselte das von PowerMac zu iMac zu eMac zu MacMini zu MacPro … und jetzt ist es wieder ein iMac (ich bin seit 1995 dabei). Ich brauche einfach eine bestimmte Sitzhaltung, einen bestimmten Ort, meine Lavalampe in der Nähe und meine Musik, die in ihrer Gänze nur auf diesem Computer gespeichert ist. Auf meinem inzwischen alten und deshalb inkompetenten Laptop ist nur eine Auswahl. Außerdem brauche ich auch eine gescheite Tastatur zum Tippen und – ich muß es so sagen – Laptoptastaturen sind Schrott!
Am besten war meine alte Macally, die inzwischen jedoch klingt, als würde man ein Maschinengewehr abfeuern. Sie wurde dann im Schrank gebunkert (ich bin ein Messie) und durch eine flüsterleise Logitech ersetzt. Aber auch die hat Grip. Dieser Trend zur Tastaturverflachung macht mich ganz unglücklich.
Aber weil ich da so eigen bin, könnte ich auch nie an diesen faszinierend winzigen … wie heißen die nochmal? Diese 9-Zoll-Winzi-Laptops. Das wär kein Schreibwerkzeug für mich. In dem Fall dann lieber Block und Stift!

„Hast du Rituale vor oder nach dem Schreiben?“

Festes Ritual, bevor es losgeht: Einlesen. Ich lese das letzte Stück des Vortages, um wieder reinzukommen. Das ist überlebenswichtig!

Ein weiteres festes Ritual ist, zu schauen, daß ich etwa 1000 Wörter schreibe und dann eine Pause mache – 15, 20 Minuten, gerade genug, um auch mal zu spülen oder die Hamster zu füttern 😉
Dann geht es weiter. 1000 Wörter sind für mich eine gute Grenze für eine Pause. Regelmäßige Pausen sind wahnsinnig wichtig, denn nur so kann man auch dauerhaft konzentriert und kreativ bleiben. Jedenfalls geht es mir so.

Wichtig, aber nicht unbedingt ein Ritual: Die richtige Playlist, genug Flüssigkeit in der Nähe und – Schokolade! Ohne Schoki muß ich nicht anfangen.